Die ISNT- Regel: Wie häufig trifft sie bei Sehnerven-Aufnahmen und retinaler Nervenfaserschicht–Messung in der Normalbevölkerung zu?

Durch die Analyse des neuroretinalen Randsaumes in Papillenfotografien von normalen Probanden veröffentlichten Jonas und Mitarbeiter 1988, dass die Randbreite des Opticus typischerweise ein spezifisches Muster des unteren (I) Randes zeigte, gefolgt von dem oberen (S) Rand und dann dem nasalen (N) Rand und dass dann sukzessive der temporale (T) Rand der dünnste sei. Dieses spezifische neuroretinale Randsaummuster wurde später von Elliot Werner als „ISNT-Regel“ benannt.

Diese Studie versuchte den Prozentsatz normaler Augen, die der ISNT-Regel folgten, durch Sehnervenaufnahmen und RNFL-Dickenmessungen zu bestimmen sind und zweitens, ob andere Regeln besser anwendbar oder einfach zu verallgemeinern sind. Drittens wurde in dieser Studie im Rahmen der ISNT-Regel und ihrer Variante untersucht, eine wie starke Übereinstimmung zwischen der Beurteilung der Sehnervenfotografie bzgl. des neuroretinalen Randsaumes und RNFL-Dickenmessungen besteht.

Ein Hauptergebnis dieser Arbeit (die 110 gesunde Probanden einschloss) war, dass die ISNT-Regel nur für eine Minderheit von Augen Gültigkeit hat, d.h. nur 37% bei Sehnervenaufnahmen und 43,8% bei RNFL-Dickenmessungen. Insbesondere für die Einordung von Sehnervenaufnahmen, die wie eben erwähnt bei nur 37% zutraf, ist die ISNT-Regel niedriger als die zuvor berichteten Raten von 52% -79% in anderen Studien, die auch die neuroretinale Randsaumbreite unter Verwendung von Sehnervenfotografien in der Normalbevölkerung einschlossen.

Angesichts der Tatsache, dass die ISNT-Regel aufgrund von Variationen im nasalen neuroretinalen Randsaum zumeist nicht zutrifft, würde dies den Ausschluss des nasalen Randsaumes von der ISNT-Regel unterstützen, um für diese Regel in der Normalbevölkerung eine breitere Anwendung finden zu können.

Bei Ausschluss des nasalen Randsaumes folgten sowohl bei der Sehnervenfotografie wie auch der OCT-RNFL-Dickenmessung mehr als 70% der normalen Augen der IST – und IS – Regel (d.h. bei Sehnervervenfotografien zur neuroretinalen Randbsaumbeurteilung befolgten 70,9% die IST-Regel und 76,4% befolgten die IS-Regel. Bei RNFL-Dickenmessungen betrug die Rate 70,9%, die die IST-Regel befolgte und 71,8% für die IS-Regel.

Daher kommt diese Studie zu dem Schluss, dass die IST- und IS-Regel anstelle der ISNT-Regel für klinische Sehnervenuntersuchungen und für OCT-RNFL-Dickeninterpretationen verwendet werden sollte.

Linda Yi-Chieh Poon et al, Am J Ophthalmol 2017;184:19–27.