Management-Handbuch

Buchtipp: Für Kliniken, MVZ und Praxen der Augenheilkunde

In über 20 Beiträgen ausgewiesener Fachexperten deckt dieses Handbuch alle relevanten Managementfelder ab: Abrechnung, Personalmanagement, Digitalisierung, Umweltmanagement oder Hygienemanagement am Beispiel der SARS-CoV-2-Pandemie – Beiträge zu den häufigen Prozeduren und den Megatrends der Augenheilkunde sowie Interviews mit Experten aus verschiedenen Versorgungsmodellen runden das Handbuch ab. Best Practice-Beispiele, Checklisten und Umsetzungshilfen ermöglichen dem Anwender die Umsetzung in die eigene berufliche Praxis. Herausgegeben von Dr. rer. pol. Thomas Haupt und Dr. med. Martin A. Zeitz unterstützt von über 20 weiteren Autoren.

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Die Bedeutung von VEGFR1 in der der retinale Angiogenese und Mikroinflammation

In der VEGF-Familie gibt es 5 Liganden des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors (VEGFR): VEGF-A, -B, -C, -D und der Plazenta-Wachstumsfaktor [PlGF].
VEGF-A bindet die VEGF-Rezeptoren 1 und 2, wobei VEGF-B und PlGF dies nur bei VEGFR1 erreichen.
Während bisher viel Zeit und Kraft in die Erforschung der Schlüsselrolle von VEGFR2 für die Pathogenese von Netzhauterkrankungen investiert wurde, haben jüngste Ergebnisse die besondere Bedeutung und Beteiligung von VEGFR1 und seiner Ligandenfamilie an der Angiogenese, der vaskulären Permeabilität und mikroinflammatorischen Kaskaden herauskristallisieren können.
Die Expression von VEGFR1 hängt von der Mikroumgebung ab: unter hypoxischen und entzündlichen Bedingungen wird sie unterschiedlich reguliert. Sie konnte in retinalen und choroidalen Endothelzellen, Perizyten, retinalen und choroidalen mononukleären Phagozyten (einschließlich Mikroglia), Müller-Zellen, Photorezeptorzellen und dem RPE nachgewiesen werden.
Während die VEGF-A-Bindungsaffinität von VEGFR1 gut etabliert ist, sind die Konsequenzen der direkten Signalübertragung nicht klar. Eine Aktivierung von VEGFR1 kann die Gefäßpermeabilität beeinflussen und die Produktion von proinflammatorischen und proangiogenen Mediatoren durch Makrophagen und Mikroglia induzieren.
Die Fähigkeit der VEGFR1-Liganden (VEGF-A, PlGF und VEGF-B), miteinander um die Rezeptorbindung zu konkurrieren, erschwert jedoch unser Verständnis dafür, welches der spezielle Beitrag der VEGFR1-Signalgebung bei pathologischen Prozessen wie bei der diabetischen Retinopathie, Gefäßverschlüssen der Netzhaut, Frühgeborenenretinopathie und AMD ist.
Klinisch hat sich die Anti-VEGF-Therapie bei diesen Pathologien als Meilenstein erwiesen, jedoch ist ihr Einfluss auf die Modulation der VEGFR1-Signalgebung immer noch ein weites und vielversprechendes Feld für weitere Forschungsanstrengungen.


Uemura A, Fruttiger M, D’Amore PA, De Falco S, Joussen AM, Sennlaub F, Brunck LR, Johnson KT, Lambrou GN, Rittenhouse KD, Langmann T. VEGFR1 signaling in retinal angiogenesis and microinflammation. Prog Retin Eye Res. 2021 Sep;84:100954. doi: 10.1016/j.preteyeres.2021.100954

Die Auswirkungen des ersten COVID-19-Lockdowns auf die Patientenversorgung im Bereich der Augenheilkunde

In einer Beobachtungsstudie wurden Patienten im Zeitraum des ersten Lockdowns mit einem Zeitraum davor ohne Einschränkungen verglichen. Hierbei wurden insgesamt 12 259 Patienten eingeschlossen.
Insgesamt sank die durchschnittliche Patientenzahl sank um − 59,4 %, wobei dieser Rückgang in allen Bereichen (elektive Fälle, Notfälle, stationäre Fälle, Operationen; p < 0,001) signifikant war. Bei Hoch-Risiko-Patienten zeigte sich ein Rückgang von − 39,6 %. Auch Patienten mit ophthalmologischen Erkrankungen, die ein mögliches erhöhtes Risiko für einen Apoplex implizierten, nahmen signifikant ab. Das Aufarbeiten der verpassten Untersuchungen und Behandlungen wird theoretisch Wochen bis Monate dauern. Um das Morbiditätsrisiko zu reduzieren, empfehlen die Autorinnen ein Priorisierungsmodell für die Wiedereinbestellung nach einem Lockdown-Szenario, welches die Morbidität um bis zu 78 % reduzieren kann.


Schuh A, Kassumeh S, Schmelter V, Demberg L, Siedlecki J, Anschütz A, Kreutzer T, Mayer WJ, Kohnen T, Shajari M, Priglinger S. Effects of the First COVID-19 Lockdown on Ophthalmological Patient Care. Klin Monbl Augenheilkd. 2021 Nov;238(11):1220-1228.

„PRIMAvera“-Studie: Subretinales Implantat für trockene AMD erstmals eingesetzt

Erstmals in Deutschland wurde das bionische Netzhaut-Implantat namens „Prima“ an der Augenklinik Sulzbach am Knappschaftsklinikum Saar eingesetzt. Der Eingriff wurde im Rahmen der europäischen „PRIMAvera“-Zulassungsstudie durchgeführt.
 Neben Sulzbach nehmen noch fünf weitere deutsche Zentren (Bonn, Hamburg,
München, Ludwigshafen und Tübingen) an der Studie teil. Insgesamt sollen 38
 Studienpatienten mit einer postoperativen Nachbeobachtungszeit von 3 Jahren eingeschlossen werden. Bei PRIMA handelt es sich um eine photovoltaische, drahtlose Prothese, wobei der subretinal platzierte Chip zwei mal zwei Millimeter groß ist, was einem Sehwinkel von sieben Grad entspricht. Die Auflösung umfasst 378 Pixel.
Das Brillensystem mit einem angeschlossenen Umwandler, der die mit der Kamera aufgenommenen Bilder in lesbare Einheiten dechiffriert, erinnert sehr an Produkte, die für die RP und andere degenerative Netzhauterkrankungen bereits Marktreife erlangt hatten.


https://www.augenklinik-sulzbach.de/forschung-lehre/klinische-studien/pixium-primavera-studie

Prädiktoren für Keratoplastik bei Keratokonus (KK)

Ziel dieser retrospektiven Studie war es, mögliche sozio-demografische Faktoren und Begleiterkrankungen zu identifizieren, die im Zusammenhang zwischen KK und der daraus resultierenden Notwenigkeit für eine Keratoplastik stehen könnten.
Bei insgesamt 42.086 identifizierten Patienten mit KK wurde bei 1282 (3,0 %) Patienten eine Keratoplastik durchgeführt.
In der Analyse waren zum einem weibliches Geschlecht und das Leben in Ballungsräumen mit einem niedrigeren Risiko verbunden.
Im Vergleich zu Personen im Alter von 10 bis 19 Jahren wurden Patienten aus der Altersgruppe der 20 bis 29- und der 30 bis 39- Jährigen häufiger transplantiert, während Personen in den älteren Altersgruppen (50-64 Jahre) keine statistisch signifikanten Assoziationen aufwiesen.
Weitere Risikofaktoren waren: Hydrops, Lebersche kongenitale Amaurose, Schlafapnoe, Diabetes mellitus und Depression.
Konditionen mit einem geringeren Risiko waren: vorherige Verwendung von Kontaktlinsen und ein Glaukom in der Vorgeschichte.


Thanitcul C, Varadaraj V, Canner JK, Woreta FA, Soiberman US, Srikumaran D. Predictors of Receiving Keratoplasty for Keratoconus. Am J Ophthalmol. 2021 Nov; 231:11-18

Risiko von Gesichtsfelddefekten und Neurodegeneration nach Pars-plana-Vitrektomie bei idiopathischer epiretinaler Membran

Die idiopathische epiretinale Membran (iERM) tritt bei 4 % der Erwachsenen über 40 Jahren auf, wobei die Inzidenz in der alternden Gesellschaft zunimmt.
Studien deuten darauf hin, dass die iERM sowohl die Funktion von Photorezeptorzellen als auch RGCs und/oder deren Axone beeinflusst. Daher ist die Messung des Gesichtsfeldes neben dem zentralen Visus auch für die Beurteilung der Qualität des postoperaiven Behandlungsergebnisses von Bedeutung.

Dies wurde in dieser Studie untersucht.

Prä- und postoperative Gesichtsfeldmessungen (Humphrey-Gesichtsfeldanalyse-programm 30-2) von 30 Augen, die von 2016 bis Juni 2019 wegen einer iERM vitrektomiert wurden, wurden retrospektiv analysiert.

Ein Monat nach PPV wurde in 73,3 % der Augen Gesichtsfelddefekte (GFD) gefunden, wobei dafür das Peeling der inneren Begrenzungsmembran (ILM) als Risikofaktor identifiziert werden konnte.
Die postoperativen GFD wurden häufig nasal beobachtet, während in der OCT eine Ausdünnung der Ganglienzellschicht temporal zur Fovea festgestellt wurde. Zudem wurde eine Ausdünnung der oberen und unteren Nervenfaserschichten sowie der GCL temporal der Fovea nach ILM-Peeling als signifikant messbare Veränderung beobachtet.

Somit muss davon ausgegangen werden, dass ein ILM-Peeling eine innere Netzhautdegeneration verursachen und zur Entwicklung von GFD nach PPV führen kann.


Akino K, Nagai N, Watanabe K, Ban N, Kurihara T, Uchida A, Shinoda H, Tsubota K, Ozawa Y. Risk of newly developing visual field defect and neurodegeneration after pars plana vitrectomy for idiopathic epiretinal membrane. Br J Ophthalmol. 2021 Dec;105(12):1683-1687.

CRISPR-Cas erreicht das Auge

Auf dem XIX. Internationalen Symposium on Retinal Degeneration (RD2021) stellte Editas Medicine im Oktober 2021 erste klinische Ergebnisse für sein Produkt EDIT-101, eine In-vivo-CRISPR-Gen-Editing Therapie für die kongenitale Lebersche Amaurose, vor.
EDIT-101 wird subretinal injiziert, um die Geneditierungstherapie direkt an die Photorezeptorzellen zu liefern.
 Die Daten belegen, dass bei 2 von 3 Patienten in einer Erwachsenen-Kohorte „Signale“ für die Wirksamkeit zu messen waren.
Durch das gute Sicherheitsprofil können nun weitere Patienten in die Hochdosis-Kohorte für Erwachsene (3 × 1012 vg/ml) aufgenommen und behandelt werden – zudem werden Kinder in eine pädiatrische Kohorte mit mittlerer Dosis (1,1 x 1012 vg/ml) eingeschlossen. Die Studie soll Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit von EDIT-101 bei bis zu 18 Patienten aufgeteilt in fünf Kohorten – drei verschiedene Dosierungen bei Erwachsenen, zwei bei Kindern, untersuchen.

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https://ir.editasmedicine.com/news-releases/news-release-details/clinical-data-editas-medicines-ongoing-phase-12-brilliance

Sympathischen Ophthalmie

Die Inzidenz der sympathischen Ophthalmie nach Trauma: Eine Metaanalyse

Die sympathische Ophthalmie ist eine seltene bilaterale Panuveitis, die nach einer Verletzung mit Eröffnung des Bulbus auftritt. In der bisherigen Literatur gibt es unterschiedliche Inzidenzangaben. Ziel dieser systematischen Literaturrecherche und Metaanalyse war es, die Inzidenzrate genauer bestimmen zu können.
Insgesamt 24 Studien wurden zur Auswertung hinzugezogen.
Nach einer Bulbus eröffnenden Verletzung betrug der geschätzte Gesamtinzidenzanteil der sympathischen Ophthalmie 0,19 % (95 % CI 0,14 %-0,24 %), wobei die Inzidenzrate mit 33 pro 100.000 Personenjahren (95 % CI 19,61-56,64) beziffert wurde.
Somit ist die sympathische Ophthalmie nach Bulbus eröffnender Verletzung sehr selten. Weitere Studien sind erforderlich, um den Einfluss von Alter, Ausmaß und Lokalisation des Traumas, Zeitpunkt der Rekonstruktion oder prophylaktischer Enukleation auf die Inzidenz zu untersuchen.


He B, Tanya SM, Wang C, Kezouh A, Torun N, Ing E. The incidence of sympathetic ophthalmia after trauma: A meta-analysis. Am J Ophthalmol. 2021 Jul 17:S0002-9394(21)00364-0.

KI

Digitale Technologie, Telemedizin und künstliche Intelligenz in der Augenheilkunde: Eine globale Perspektive

Die plötzliche zeitgleiche Weiterentwicklung unzähliger digitaler und Telekommunikationstechnologien im Jahr 2020 hat der Augenheilkunde eine beispiellose Gelegenheit geschaffen, sich mithilfe von Telemedizin, unterstützt durch digitale Innovationen, an neue Versorgungsmodelle heranzutrauen. Zu diesen digitalen Innovationen gehören künstliche Intelligenz (KI), Telekommunikationsnetze der 5. Generation (5G) und das „Internet der Dinge“ (IoT), die ein voneinander abhängiges Ökosystem schaffen, das Möglichkeiten bietet, neue Modelle der Augenheilkunde zu entwickeln, um den Herausforderungen von COVID-19 zu begegnen und auch weiter darüber hinaus zu denken. Die Augenheilkunde hat sich in einigen dieser Bereiche unter anderem aufgrund ihrer vielen bildbasierten Untersuchungen erfolgreich entwickelt. Telemedizin und KI bieten synchrone Lösungen für die Herausforderungen, vor denen Augenärzte und Gesundheitsdienstleister überall stehen.

Weltweit haben Länder diese digitalen Innovationen genutzt, um diabetische Retinopathie, Frühgeborenenretinopathie, AMD, Glaukom, Fehlsichtigkeiten, Katarakt und andere Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts digital zu eruieren und einer Behandlung zuzuführen. Während der COVID-19-Pandemie wurde eine Reihe von Kontaktbeschränkungen und weitere Einschränkungen durchgesetzt und somit auch die Erbringung augenärztlicher Dienste weltweit erheblich beeinträchtigt. Dies hat eine „neue Normalität“ in den medizinischen Alltag mit fantastischen Neuerungen, Problemen und Risiken katapultiert.


Li JO, Liu H, Ting DSJ, Jeon S, Chan RVP, Kim JE, Sim DA, Thomas PBM, Lin H, Chen Y, Sakomoto T, Loewenstein A, Lam DSC, Pasquale LR, Wong TY, Lam LA, Ting DSW. Digital technology, tele-medicine and artificial intelligence in ophthalmology: A global perspective. Prog Retin Eye Res. 2021 May

Gen-Diät-Interaktionsstudie

Augeninnendruck, Glaukom und Koffeinkonsum: Eine Gen-Diät-Interaktionsstudie der britischen Biobank

In diese Querschnittsstudie wurden 121 374 Teilnehmer der UK Biobank mit Daten zum Kaffee- und Teekonsum (erfasst 2006-2010) und HH-Dicken-adaptierten IOD-Messungen im Jahr 2009 eingeschlossen.
Ziel war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen habitueller Koffeinaufnahme mit Augeninnendruck (IOD) und Glaukom zu untersuchen und zu herauszufinden, ob eine genetische Prädisposition für einen höheren Augeninnendruck diese Assoziationen beeinflusst. Die Autoren bewerteten auch, ob die genetische Veranlagung für einen höheren Kaffeekonsum mit dem IOD zusammenhängt.
Gewohnheitsmäßiger Koffeinkonsum zeigte eine schwache Assoziation mit einem niedrigeren IOD, wobei der Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Glaukom gleich null war. Bei Teilnehmern mit der stärksten genetischen Prädisposition für einen erhöhten IOD war jedoch ein höherer Koffeinkonsum mit einem höheren IOD und einer höheren Glaukom-Prävalenz verbunden.


Modifiable Risk Factors for Glaucoma Collaboration. Intraocular Pressure, Glaucoma, and Dietary Caffeine Consumption: A Gene-Diet Interaction Study from the UK Biobank. Ophthalmology. 2021 Jun;128(6):866-876.

Myopie-Kontrolleffekt

Myopie-Kontrolleffekt durch Defokussierung mit integriertem Multiple-Segment (DIMS)-Brillenglas bei chinesischen Kindern: Ergebnisse einer 3-Jahres-Follow-up-Studie

Das DIMS-Brillenglas mit integrierter Defokussierung wurde entwickelt, um Myopie bei Kindern zu kontrollieren. Es basiert auf dem Prinzip der kurzsichtigen Fokussierung ohne Visusverlust zentral. Dabei handelt es sich um ein Brillenglas mit zwei Brennpunkten, das aus einer zentralen optischen Zone zur Korrektur des Fernbrechungsfehlers und einer Reihe winziger kreisförmiger Segmente mit einer relativen positiven Brechkraft von 3,50 D besteht, die gleichmäßig über den mittleren Umfangsbereich in einem Wabenmuster verteilt sind. Somit erzwingt die DIMS-Linse eine myope Defokussierung, während sie dem Träger gleichzeitig eine klare Sicht in allen Betrachtungsentfernungen bietet.

Eine randomisierte kontrollierte Doppelblind-Studie (RCT) (ClinicalTrials. gov: NCT02206217) zeigte, dass das Tragen von DIMS-Brillengläsern das Fortschreiten der Myopie im Kindesalter um 52 % und die axiale Verlängerung um 62 % im Vergleich zu normalen Einstärkenbrillengläsern (SV) bei einer Tragezeit über 2 Jahre signifikant verlangsamt.
Die Ziele dieser Studie waren es zu bestimmen, (1) ob die Verlangsamung der Myopieprogression (gemessen durch Veränderungen der sphärischen äquivalenten Refraktion (SER) und der axialen Länge (AL)) im dritten Jahr des DIMS-Tragens anhält und (2) ob dieser Effekt sich auch in der SV-Gruppe zeigt, die im 3.Jahr auf DIMS Gläser umgestellt wurden; beide Gruppen wurden mit einer neuen, historischen Kontrollgruppe verglichen.

128 Kinder nahmen an dieser Studie teil. Die Kinder, die DIMS-Brillengläser getragen hatten, trugen diese weiterhin (DIMS-Gruppe), und Kinder, die SV-Gläser getragen hatten, wechselten zu DIMS-Brillengläsern (Kontroll-zu-DIMS-Gruppe). Zykloplegische sphärische Äquivalentrefraktion (SER) und axiale Länge (AL) wurden in 6-Monats-Intervallen gemessen. Historische Kontrollen wurden dem Alter der DIMS-Gruppe nach 24 Monaten zugeordnet und zum Vergleich der Veränderungen im dritten Jahr verwendet.

Der Effekt der Myopiekontrolle wurde im dritten Jahr bei Kindern, die die DIMS-Gläser in den vorherigen zwei Jahren getragen hatten, aufrechterhalten und zeigte sich auch bei den Kindern, die von SV- auf DIMS-Gläsern umgestellt wurden.


Lam CS, Tang WC, Lee PH, Zhang HY, Qi H, Hasegawa K, To CH. Myopia control effect of defocus incorporated multiple segments (DIMS) spectacle lens in Chinese children: results of a 3-year follow-up study. Br J Ophthalmol. 2021 Mar 17

AMD

AMD ist nicht gleich AMD

AMD ist gekennzeichnet durch die Ansammlung von extrazellulären Ablagerungen (Drusen) gefolgt von einer fortschreitenden Degeneration der Photorezeptoren und angrenzendem Gewebe. AMD ist eine multifaktorielle Erkrankung, die ein komplexes Zusammenspiel zwischen Alterung, Umweltrisikofaktoren und genetischer Anfälligkeit umfasst. Chronische Entzündungen, Lipidablagerungen, oxidativer Stress und eine gestörte Erhaltung der extrazellulären Matrix sind stark an der AMD-Pathogenese beteiligt.

Genaue Wechselwirkungen von pathophysiologischen Ereignissen und den damit verbundenen Degenerationsprozessen sind noch nicht gänzlich erforscht. Trotz enormer Fortschritte in der klinischen Versorgung und bei der Aufklärung pathophysiologischer Mechanismen klafft eine große Lücke zwischen benötigtem medizinischem Bedarf und Alltagserfolgen bei der Behandlung und Prävention der AMD. Obwohl bei der Behandlung der exsudativen AMD mit der anti-VEGF-Therapie große Durchbrüche erzielt werden konnten, steht noch keine wirksame Behandlung zur Verfügung, um eine fortschreitende irreversible Degeneration der Photorezeptoren zu verhindern, die zu einem Verlust des zentralen Sehvermögens führt.

Überzeugende Fortschritte in der hochauflösenden Netzhautbildgebung haben eine verfeinerte Phänotypisierung der AMD in vivo ermöglicht. Diese Erkenntnisse in Kombination mit klinisch-pathologischen und genetischen Korrelationen haben die Heterogenität der Ursachen der AMD erst aufgedeckt. Daraus schließen die Autoren, dass die AMD ein Krankheitsspektrum verschiedener Phänotypen mit unterschiedlichen Pathogenesemechanismen umfasst.

Der Artikel diskutiert somit, dass neue Denkansätze bei der AMD erforderlich
erscheinen. Unter Berufung auf etwa 280 Forschungsarbeiten sehen die Autoren
„zunehmend Hinweise dafür, dass die AMD keine homogene Krankheit ist,
sondern vielmehr verschiedene pathologische Zustände umfasst“, heißt es
in einer Mitteilung des John A. Moran Eye Center.
„Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung unsere Kollegen dazu inspirieren
wird, die AMD nicht als eine einzige Krankheit zu sehen, sondern als ein Krankheitsspektrum mit unterschiedlichen Phänotypen, die sich in ihren Pathomechanismen relevant unterscheiden“, so Fleckenstein (ehemals Bonn), die seit 2019 in den USA tätig ist. „Dieses Konzept entspricht dem Ansatz der personalisierten Medizin.

Anstatt sich auf
das „One-drug-fits-all‘-Modell zu verlassen, sollten neue Therapien auf
individuelle Phänotypen und Krankheitsstadien zugeschnitten werden.“


Originalartikel: Age-related macular degeneration. Nat Rev Dis Primers 7, 32 (2021). https://doi.org/10.1038/s41572-021-00272-3

OCT-Angiographie

Merkmale der OCT-Angiographie bei Patienten nach COVID-19-Lungenentzündung: Eine Pilotstudie

In dieser prospektiven Beobachtungs-Kohortenstudie wurden Veränderungen der Netzhautgefäßdichte in der Makula- und Sehnervenregion bei Patienten nach SARS-CoV-2-Pneumonie mittels optischer Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) untersucht.
40 Augen von 40 Patienten (mittleres Alter: 49,7 ± 12,6 Jahre) nach der SARS-CoV-2-Infektion und 40 gesunden Probanden wurde eingeschlossen.
Die COVID-19-Patienten mussten vollständig von einer COVID-19-Pneumonie erholt sein und wurden 6 Monate nach der COVID-19-Infektion untersucht. Keiner der Patienten klagte zum Zeitpunkt der Studienaufnahme noch während der Hospitalisierungszeit wegen der COVID-19-Pneumonie über Augensymptome.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikant veränderte retinale Gefäßdichte bei post-COVID-19-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe: Die Gefäßdichte des tiefen Kapillarplexus war in allen Makularegionen reduziert, während die Gefäßdichte des oberflächlichen Kapillarplexus der Netzhaut und der radialen peripapillären Kapillargefäße nur im Gesamtbild vermindert war. Diese Ergebnisse könnten durch die zahlreichen pathogenen Mechanismen im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Infektion erklärt werden, einschließlich der thrombo-inflammatorischen Mikroangiopathie und der Störung des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE). Daher könnte SARS-CoV-2 mikrovaskuläre Schäden an Netzhaut- und Aderhautgefäßen verursachen.
Diesbezüglich könnte die OCTA ein valider, nicht-invasiver Biomarker für eine frühe vaskuläre Dysfunktion nach einer SARS-CoV-2-Infektion sein.


Cennamo G, Reibaldi M, Montorio D, D’Andrea L, Fallico M, Triassi M. Optical Coherence Tomography Angiography Features in Post-COVID-19 Pneumonia Patients: A Pilot Study. Am J Ophthalmol. 2021; 227:182-190. doi:10.1016/j.ajo.2021.03.015

Winkelblockglaukom (PACG)

Linsenextraktion bei chronischem Winkelblockglaukom (PACG)

Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass die Linsenentfernung einen Pupillarblock lindern und dadurch die Augeninnendruck-Kontrolle verbessert werden kann. Daher kann der Vergleich der Wirksamkeit einer Katarakt-Operation mit anderen häufig verwendeten Behandlungsmodalitäten den Entscheidungsprozess beeinflussen.
Die Autoren schlossen acht randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 513 Augen ein, in denen die Linsenextraktion mit anderen Behandlungsmodalitäten für chronisches Engwinkelglaukom verglichen wurde.
Ergebnisse mit mäßiger Aussagekraft und Datensicherheit zeigten, dass eine Linsenextraktion Vorteile gegenüber der peripheren Laser-Iridotomie bei der Behandlung bei klarer Linsensituation über einen Zeitraum von drei Jahren hat. Letztendlich sollte die Entscheidung für eine Intervention Teil eines gemeinsamen Entscheidungsprozesses zwischen dem behandelnden Arzt und dem Patienten sein. Bei Menschen mit chronischem PACG und Visus relevanter Katarakt gibt es eine nicht stark belastbare Evidenz, dass die Kombination von Phakoemulsifikation mit Visko-Gonioplastik oder Goniosynechiolyse keinen zusätzlichen Vorteil gegenüber der Phakoemulsifikation alleine bietet. Es gab nicht genügend Datensicherheit, um aussagekräftige Schlussfolgerungen hinsichtlich der Phakoemulsifikation gegenüber der Trabekulektomie zu ziehen. Weitere Schlüsse mit geringer statistischer Sicherheit deuten darauf hin, dass die Kombination von Phakoemulsifikation mit Trabekulektomie keinen zusätzlichen Nutzen gegenüber der Phakoemulsifikation alleine bietet und stattdessen sogar weitere Komplikationen verursachen kann. Diese Schlussfolgerungen gelten nur für kurz- bis mittelfristige Ergebnisse.

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Ong AY, Ng SM, Vedula SS, Friedman DS. Lens extraction for chronic angle-closure glaucoma. Cochrane Database Syst Rev. 2021, 24. März; 3: CD005555.Ong AY, Ng SM, Vedula SS, Friedman DS. Lens extraction for chronic angle-closure glaucoma. Cochrane Database Syst Rev. 2021 Mar 24;3:CD005555.

Offenwinkelglaukom

Screening auf Offenwinkelglaukom und Auswirkungen auf die Blindheit

Glaukome sind weltweit eine der führenden Ursachen für irreversible Blindheit. Eine späte Diagnose stellt den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer Blindheit aufgrund eines Offenwinkel-Glaukoms dar. Somit liegt der Gedanke nahe, dass ein Glaukom-Screening mit früherer Erstdiagnose und anschließender Therapieeinleitung die Prävalenz einer durch Glaukom induzierten Blindheit verringern kann. In Industrieländern sind etwa 50 % der Glaukom-Patienten nicht diagnostiziert.
In den 1990er Jahren führten schwedische Wissenschaftler das größte jemals durchgeführte Screening auf Offenwinkel-Glaukom in Malmö durch, an dem 44.243 Probanden teilnahmen. Zwanzig Jahre später bot dieses Screening eine einzigartige Gelegenheit, die Auswirkung dieses Screenings auf die Glaukom-Entwicklung zu untersuchen.
In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden die Aufzeichnungen von Glaukom-Patienten überprüft, die vom 1. Januar 1987 bis zum 31. Dezember 2017 die Augenklinik des Universitätsklinikums Malmö besucht hatten. Patienten, die bei oder nach dem Screening diagnostiziert wurden, wurden auf mittelschwere oder schwere Sehstörungen untersucht, die die Autoren nach WHO-Definition als Sehbehinderung oder Blindheit bezeichnen. Sie korrigierten zudem eine mögliche Selektionsverzerrung, indem sie aus einer Vergleichsgruppe klinischer Patienten eine Gruppe potenzieller Screening-Teilnehmer zusammenstellten.

Die kumulative Inzidenz von Blindheit betrug 0,17 % in der untersuchten Population gegenüber 0,32 % unter den potenziellen Teilnehmern; und für Sehbehinderung 0,25 % gegenüber 0,53 %. Das Risikoverhältnis (95 % CI) zwischen beiden betrug 0,52 (0,32–0,84) für Blindheit und 0,46 (0,31–0,68) für Sehbehinderung.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass ein Bevölkerungsscreening eine Glaukom bedingte bilaterale Sehminderung und Blindheit um etwa 50 % reduzieren kann.

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Aspberg J, Heijl A, Bengtsson B. Screening for open-angle glaucoma and its effect on blindness. Am J Ophthalmol. 2021 Apr

Erbliche Netzhautdegeneration

Neues Forschungskonsortium TargetRD gegen erbliche Netzhautdegeneration 
startet

Ein neues Forschungskonsortium „TargetRD“ (RD steht für Retinal
 Degeneration) hat das Ziel, neue Behandlungsformen gegen erbliche
 Netzhautdegenerationen zu entwickeln. Dazu soll eine neuartige Gruppe von
 pharmakologischen Wirkstoffen untersucht werden. Die
 Federführung liegt bei François Paquet-Durand vom Tübinger
 Forschungsinstitut für Augenheilkunde. Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) fördert die Arbeit in den kommenden zwei Jahren mit
über 1,1 Millionen Euro.

Bei bis zu 30 Prozent der von einer erblichen Netzhautdegeneration 
betroffenen Patienten wird der beobachtete Photorezeptorverlust auf
molekularer Ebene durch einen Überschuss an dem Botenstoff cGMP ausgelöst.
 In Vorarbeiten konnten Partner des TargetRD-Projektes bereits zeigen, dass
 die Hemmung von cGMP Zielproteinen (Targets) das schnelle Fortschreiten der 
cGMP-abhängigen Netzhautdegeneration stoppen kann.

Das neue TargetRD-Projekt soll nun in den kommenden zwei Jahren cGMP 
Zielproteine als Targets für neue therapeutische Entwicklungen validieren.
 Hierfür werden die Eigenschaften der Targets in verschiedenen
Krankheitsmodellen untersucht, informierte das BMBF.

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Pressemitteilung Uniklinikum Tübingen vom 18.12.2020; Bundesministerium für Bildung und Forschung; https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119704/Neues-Forschungskonsortium-gegen-erbliche-Netzhautdegeneration?rt=6678355701623126576d967e489fe028

Covid-19: Verlust des Geruchs bis zu 5 Monate

Der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns kann bis zu 5 Monate nach COVID-19 anhalten

Laut einer vorläufigen Studie, die auf der 73. Jahrestagung der American Academy of Neurology im April 2021 vorgestellt werden wird, können Menschen mit COVID-19 bis zu fünf Monate nach der Infektion ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren.
An der Studie nahmen 813 Beschäftigte im Gesundheitswesen teil, die positiv auf COVID-19 getestet wurden. Jede Person füllte einen Online-Fragebogen aus und führte einen Heimtest durch, um ihren Geschmacks- und Geruchssinn durchschnittlich fünf Monate nach der Diagnose zu bewerten. Sie bewerteten ihre Geschmacks- und Geruchssinne auf einer Skala von 0 bis 10. Null bedeutete überhaupt keine Wahrnehmung von Geschmack oder Geruch, 10 bedeutete einen starken Geschmacks- oder Geruchssinn. Die Forscher fanden heraus, dass im Mittel die Betroffenen ihren Geruchssinn nicht vollständig wiedererlangten.
Insgesamt 580 Menschen haben bei der Ersterkrankung ihren Geruchssinn verloren. Von dieser Gruppe gaben 297 Teilnehmer oder 51 % an, fünf Monate später ihren Geruchssinn noch nicht wiedererlangt zu haben, während 134 Teilnehmer oder 17 % bei der Bewertung mit dem Heimtest einen anhaltenden Geruchsverlust hatten. Im Durchschnitt stuften die Menschen ihren Geruchssinn nach der Krankheit bei sieben von zehn ein, verglichen mit neun von zehn, bevor sie krank wurden.
527 Teilnehmer verloren während der Ersterkrankung ihren Geschmackssinn. Von dieser Gruppe gaben 200 Personen oder 38 % an, fünf Monate später ihren alten Geschmackssinn noch nicht wiedererlangt zu haben, während 73 Personen oder 9 % bei der Bewertung mit dem Heimtest einen anhaltenden Geschmacksverlust hatten. Im Durchschnitt bewerteten die Menschen ihren Geschmackssinn nach der Krankheit mit acht von zehn, verglichen mit neun von zehn, bevor sie krank wurden.

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Quelle: American Academy of Neurology

Rho-Kinase (ROCK)-Inhibitoren zur Behandlung von Hornhautendothelerkrankungen

Rho-Kinase (ROCK)-Inhibitoren zur Behandlung von Hornhautendothelerkrankungen

Rho-Kinase (ROCK)-Inhibitoren gewinnen in der Augenheilkunde zunehmend an Bedeutung. Sie fördern die Proliferation von Hornhautendothelzellen, erhöhen die interzelluläre Adhäsion und unterdrücken die Apoptose. Auch bei der Fuchs-Endotheldystrophie, Hornhautödemen aufgrund eines akuten chirurgischen Traumas oder anderer Ursachen, sowie bei der Tissue Engineering-Therapie gibt es vielversprechende Ansätze zur topischen Anwendung.
Ripasudil und Netarsudil, die beiden für die ophthalmologische Anwendung verfügbaren ROCK-Hemmer, werden im Allgemeinen mit leichten und vorübergehenden lokalen Nebenwirkungen sehr gut vertragen. ROCK-Inhibitoren revolutionieren die Subspezialität der Hornhaut. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Langzeitergebnisse der ROCK-Inhibitor-Therapie mit denen der konventionellen endothelialen Keratoplastik zu vergleichen, einschließlich der Sehschärfe und Endothelzelldichte. Andere Anwendungsindikationen beinhalten die Verwendung von ROCK-Inhibitoren zur Überlebensverlängerung von Hornhauttransplantaten. Frühe Daten dazu scheinen sehr vielversprechend.

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Syed ZA, Rapuano CJ. Rho kinase (ROCK) inhibitors in the management of corneal endothelial disease. Curr Opin Ophthalmol. 2021 May 1;32(3):268-274.

Entwicklung der Myopie

Entwicklung der Myopie von der ersten Brille bis ins Erwachsenenalter: die DREAM-Studie

Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, das Fortschreiten der Myopie bei Europäern in Abhängigkeit von Alter und Grad der Myopie von der ersten Verschreibung bis zur stabilen Myopie zu untersuchen.
In der Drentse Refractive Error and Myopia Study wurden ab 1985 Daten einer Niederlassung von Optikern in den Niederlanden ausgewertet. Das erste verschriebene Brillenpaar wurde als sphärisches Äquivalent der Refraktion (SER= spherical equivalent of refraction) ≤ –0,5 D bis ≥ –0,0 D definiert.
Insgesamt 2555 Personen (57,3 % weiblich) konnten in die Studie eingeschlossen werden. Diejenigen mit einer Verordnung vor dem Alter von 10 Jahren zeigten die stärkste Progression (–0,50 D; IQR: –0,75 bis –0,19) und einen signifikant (p <0,001) negativeren mittleren endgültigen SER (–4,48 D; IQR: –5,37 bis -3,42). Alle Kinder, die im Alter von 10 Jahren SER ≤ –3 D entwickelten, waren als Erwachsene stark kurzsichtig (SER ≤ –6 D), Kinder mit einem SER zwischen –1,5 D und –3 D im Alter von 10 Jahren hatten ein 46,0%iges Risiko für eine hohe Kurzsichtigkeit und Kinder mit SER zwischen –0,5 D und –1,5 D hatten ein 32,6%iges Risiko für hohe Myopie. Das Fortschreiten der Myopie nahm mit dem Alter ab; alle refraktiven Kategorien stabilisierten sich nach dem 15. Lebensjahr, mit Ausnahme von SER ≤ –5 D, der bis zum Alter von 21 Jahren jährlich um –0,25 D anstieg.
Viele Kliniken weltweit bieten Myopiekontrolle mit verschiedenen Strategien an. Ein gutes Myopiemanagement erfordert Einblick in den natürlichen Verlauf der Myopie. Klinische Studien haben versucht, Daten von Kontrollgruppen zu erheben, aber die relativ kurze Dauer dieser Studien hat langfristige Vorhersagen unmöglich gemacht.
Diese Studie ist einzigartig, da sie das Fortschreiten der Myopie bis zum Alter von 25 Jahren in einer sehr großen niederländischen Kohorte untersucht.
Aufgrund des klaren Designs kann die DREAM-Studie zur Bewertung des Fortschreitens der Myopie bei kaukasischen Kindern verwendet werden und als Leitfaden für Behandlungskonzepte in Myopiekontrollprogrammen dienen.

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Polling JR, Klaver C, Tideman JW
Myopia progression from wearing first glasses to adult age: the DREAM Study
British Journal of Ophthalmology  Published Online First: 25 January 2021. doi: 10.1136/bjophthalmol-2020-316234

Pathomechanismus der geographischen AMD

Pathomechanismus der geographischen AMD entschlüsselt – Therapieoptionen bereits vorhanden

In einem internationalen Forschungsverbund haben Wissenschaftler des 
Paul-Ehrlich-Instituts den Mechanismus entschlüsselt, der für die Entwicklung
 die Spätform der trockenen AMD, der geographischen Atrophie, verantwortlich ist.
So reichert sich im Zytoplasma der RPE-Zellen die DNA sogenannter transponierbarer ALU-Elemente an. Dabei handelt es sich um bewegliche DNA-Abschnitte, die sich im Genom individueller Zellen ausbreiten können. Die Anreicherung erfolge dadurch, dass ALU-RNA im Zytoplasma dieser Zellen durch bestimmte Enzyme der Wirtszelle in ALU-DNA umgeschrieben werden.

Diese angereicherte ALU-DNA wiederum schädige die Zellen so, dass sie
 schließlich absterben. Es gibt keine Hinweise, dass diese DNA in den Zellkern gelangt und dort das Zellgenom verändert. 
Zur Behandlung kommen bereits bekannte Medikamente infrage, die bisher bei HIV-Infektionen eingesetzt werden. Tatsächlich hemmen diese als Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTI) bezeichneten Arzneimittel auch die Aktivität der Reversen Transkriptase, die für die Entstehung der fortgeschrittenen geographischen Atrophie verantwortlich ist, nämlich die Umschreibung der von ALU-RNA in ALU-DNA.

Eine Auswertung von Dateien verschiedener US-amerikanischer
 Krankenversicherungen mit mehr als 100 Millionen Patienten über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren untermauert das Therapiekonzept: Innerhalb der Gruppe der mit diesen Hemmern (NRTI) behandelten Personen seien 40 Prozent weniger an trockener AMD erkrankt als Personen ohne NRTI-Behandlung. Erste klinische Prüfungen für NRTI bzw. ihrer als Kamuvudine bekannten Derivate sind bereits initiiert worden.

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Fukuda S, Varshney A, Fowler BJ, Wang SB, Narendran S, Ambati K, Yasuma T, Magagnoli J, Leung H, Hirahara S, Nagasaka Y, Yasuma R, Apicella I, Pereira F, Makin RD, Magner E, Liu X, Sun J, Wang M, Baker K, Marion KM, Huang X, Baghdasaryan E, Ambati M, Ambati VL, Pandey A, Pandya L, Cummings T, Banerjee D, Huang P, Yerramothu P, Tolstonog GV, Held U, Erwin JA, Paquola ACM, Herdy JR, Ogura Y, Terasaki H, Oshika T, Darwish S, Singh RK, Mozaffari S, Bhattarai D, Kim KB, Hardin JW, Bennett CL, Hinton DR, Hanson TE, Röver C, Parang K, Kerur N, Liu J, Werner BC, Sutton SS, Sadda SR, Schumann GG, Gelfand BD, Gage FH, Ambati J. Cytoplasmic synthesis of endogenous Alu complementary DNA via reverse transcription and implications in age-related macular degeneration. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021 Feb 9;118(6)

Feuchte AMD entdecken

Eine neue Netzhautuntersuchung kann eine feuchte AMD drei Jahre vor Auftreten von Symptomen entdecken

Wissenschaftler des University College London haben in Zusammenarbeit mit dem Western Eye Hospital in London einen Test zur Untersuchung der Netzhaut entwickelt, der wohl eine feuchte AMD drei Jahre vor Auftreten der Symptome vorhersagen kann.
Der Test, DARC (Detection of Apoptosing Retinal Cells) genannt, beinhaltet die Injektion eines fluoreszierenden Farbstoffs in den Blutkreislauf, der sich an Netzhautzellen anlagert, und diejenigen „beleuchtet“, die unter Stress stehen oder sich im Prozess der Apoptose befinden. Die beschädigten Zellen erscheinen dann hellweiß – je mehr beschädigte Zellen erkannt werden, desto höher ist die DARC-Zahl.
Mit der gleichen Technologie hatten die Forscher zuvor festgestellt, dass sie die frühesten Anzeichen einer Glaukomprogression erkennen können.
Eine neue Studie, die Teil derselben laufenden klinischen Studie mit DARC ist, untersuchte Studienteilnehmer, die bereits an AMD erkrankt sind, jedoch nicht unbedingt bilateral.
Die KI wurde neu trainiert, um die Bildung von undichten und neuen Blutgefäßen zu erkennen, die den von DARC aufgenommenen Stellen entsprachen.
Die neue Analyse ergab, dass DARC Endothelzellen unter Stress in der Netzhaut eindeutig identifizieren kann. Diese gestressten Zellen prognostizierten eine zukünftige feuchte AMD-Aktivität mit Bildung von undichten und neuen Blutgefäßen, die drei Jahre später bei Patienten unter Verwendung herkömmlicher Augenscans mit optischer Kohärenztomographie (OCT) beobachtet wurde. Dies wurde auch in einer parallellaufenden Studie im Tiermodell mit Kaninchen bestätigt.
Natürlich braucht es noch größere Studien, um diese Aussagen bei jetzt noch kleiner Fallzahl zu validieren.

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Corazza P, Maddison J, Bonetti P, Guo L, Luong V, Garfinkel A, Younis S, Cordeiro MF. Predicting wet age-related macular degeneration (AMD) using DARC (detecting apoptosing retinal cells) AI (artificial intelligence) technology. Expert Rev Mol Diagn. 2020 Dec 28:1-10

Prävalenz von Kurzsichtigkeit und deren Veränderung bei Kindern und Jugendlichen

Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts liefert bundesweit repräsentative Daten, mit denen die gesundheitliche Lage der Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahren sowie Entwicklungstrends beschrieben werden können. Die Autoren dieser Veröffentlichung werteten Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland aus (KiGGS-Basiserhebung, 2003−2006, N = 17 640 und KiGGS Welle 2, 2014−2017, N = 15 023) bezüglich Myopieprävalenz und Progression aus. Die Daten wurden mittels Elternfragebogen erhoben und durch das Vorhandensein einer Sehhilfe validiert. Die Myopieprävalenz bei den 0-17-jährigen in Deutschland in den Jahren 2003–2006 11,6 % (95-%-Konfidenzintervall: [11,0; 12,2]) und in den Jahren 2014–2017 11,4 % [10,7; 12,2]. In keiner der Altersgruppen beider Geschlechter zeigte sich eine relevante und statistisch signifikante Veränderung in der Myopieprävalenz. Im adjustierten Modell (adjustiert für Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status der Familie, Migrationshintergrund) zeigte sich kein Zusammenhang der Myopie mit digitaler Mediennutzung. Längeres Lesen von Büchern war mit Myopie assoziiert. Bei mehr als zwei Stunden Lesen pro Tag ergab sich eine Odds Ratio von 1,69 [1,3; 2,2].
Die Myopieprävalenz zeigt sich über etwa zehn Jahre bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nahezu gleich. Veränderungen in der Mediennutzung, wie etwa die vermehrte Nutzung von Smartphones durch Kinder und Jugendliche, haben demnach zumindest bislang keinen nachweisbaren Einfluss auf die Myopie-Entstehung.

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Schuster AK, Krause L, Kuchenbäcker C, Prütz F, Elflein HM, Pfeiffer N, Urschitz MS: Prevalence and time trends in myopia among children and adolescents—results of the German KiGGS study.
Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 855–60.

Hoffnung auf neuroprotektive und neuroregenerative Therapiemöglichkeiten

Forscher des Catalyst for a Cure ( CFC) Vision Restoration Teams, das von der Glaucoma Research Foundation, finanziert wird, berichteten in einer am 14. Dezember 2020 in PNAS (The Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlichten Studie, dass durch Hemmung einer bestimmten Gruppe von Enzymen möglich sein könnte, neue Therapien zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Glaukom oder Morbus Alzheimer entwickeln zu können.
Die FCF-Forscher fassten die Bedeutung der Ergebnisse wie folgt zusammen: Beim Glaukom degenerieren die Ganglienzellen der Netzhaut und ihre Axone im Sehnerv nicht zeitgleich. Somit gibt es beim Voranschreiten der Erkrankung gleichzeitig funktionsfähige, zudem gestresste Zellen, wie auch solche, deren Axone vollkommen degeneriert sind. Zum Erhalt des Sehvermögens, sind daher unterschiedliche Strategien erforderlich, um zum einen gesunde Ganglienzellen zu schützen, Frühschäden zu reparieren und diejenigen zu regenerieren, die ihre Axone und Verbindung zum visuellen Gehirn verloren haben.
Bisher ging man fälschlicherweise davon aus, dass Ganglienzell-protektive Therapien immer auch die Regeneration unterstützen – also, dass Protektion, Reparatur und Regeneration durch dieselbe Therapiekategorie bedient werden können.
So kann zum Beispiel die Hemmung einiger Pfade Ganglienzellen schützen, aber gleichzeitig die Regeneration behindern. Dies gilt für einige Kinasenpaare wie zum Beispiel die Dual leucine zipper kinase (oder DLK) und die Leucine zipper-bearing Kinase (oder LZK).
Nun besteht endlich die Hoffnung, beide Ziele, Protektion und Regeneration mit einer einzigen therapeutischen Intervention zu erreichen. Das Labor von Dr. Derek Welsbie entdeckte mit dem Catalyst for a cure Team eine neue Strategie, die dies erreichen könnte.
Der therapeutische Ansatz basiert auf der Hemmung einer Familie von Molekülen namens GCK-IV (germinal cell kinase – oder Keimzellkinase IV) unter Verwendung eines einzelnen Medikamentes. Dieser Ansatz wirkt positiv laut CFC-Team sowohl auf das Überleben und Wachstum von retinalen Ganglienzellen, die aus Stammzellen im Labor gezüchtet wurden.

Mit dieser neuen Strategie könnte man also sowohl den Ganglienzellverlust verhindern, als auch mit der Weiterentwicklung von Zellersatztherapien den degenerierten Sehnerven wiederherstellen können.

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Inhibition of GCK-IV kinases dissociates cell death and axon regeneration in CNS neurons
Amit K. Patel, Risa M. Broyer, Cassidy D. Lee, Tianlun Lu, Mikaela J. Louie, Anna La Torre, Hassan Al-Ali, Mai T. Vu, Katherine L. Mitchell, Karl J. Wahlin, Cynthia A. Berlinicke, Vinod Jaskula-Ranga, Yang Hu, Xin Duan, SantiagoVilar, John L. Bixby, Robert N. Weinreb, Vance P. Lemmon, Donald J. Zack, Derek S. Welsbie
Proceedings of the National Academy of Sciences Dec 2020, 117 (52) 33597-33607; DOI:10.1073/pnas.2004683117

Einfluss künstlicher Tränen auf keratometrische Messungen bei Kataraktpatienten.

Ziel dieser prospektiven randomisierten Crossover-Studie war es, den Einfluss künstlicher Tränen unterschiedlicher Viskosität auf die K-Werte vor Kataraktoperation zu evaluieren. Daher wurde eine Patientenpopulation von 80 Patienten (123 Augen) vor Kataraktoperation 2 Gruppen zugeordnet: normale und trockene Augen. Zwei native Basis-Keratometrien wurden gefolgt von der Instillation von hoch- oder niedrigviskosen Augentropfen. Die Keratometrie wurde 30 Sekunden, 2 Minuten und 5 Minuten nach der Instillation wiederholt.
Das Hauptinteresse der Studie bestand darin, den Einfluss von Augentropfen unterschiedlicher Viskosität bei normalen und trockenen Augen auf kurzzeitige K-Werte zu messen. Die Wiederholbarkeit zwischen nativen Basismessungen war hoch (Standardabweichung = 0,02 mm bei normalen und trockenen Augen). Bei normalen und trockenen Augen wurde ein statistisch signifikanter Anstieg der Messvariabilität nach Instillation von sowohl niedrigviskosen als auch hochviskosen Augentropfen beobachtet (P <0,01). Die Messvariabilität war zwischen der Basismessung und nach 30 Sekunden am ausgeprägtesten, nahm aber mit der Zeit ab. Die Variabilität der K-Werte war bei trockenen Augen im Vergleich zu normalen Augen höher. Der Astigmatismus variierte um mehr als 0,5 Dioptrien bei 13,2% der normalen Augen und 34,4% bei trockenen Augen unter Verwendung von Augentropfen mit hoher Viskosität.
Die Anwendung von Augentropfen vor der Durchführung einer Keratometrie während der Biometrie sollte mit Bedacht durchgeführt werden. Entweder sollten keine Augentropfen verwendet oder die Keratometrie muss um mehr als 5 Minuten verzögert werden. Diese Faustregel gilt umso mehr für trockene Augen, da ihre Messungen eine höhere Streuung und eine geringere Reproduzierbarkeit aufwiesen und daher weniger zuverlässig waren. Je höher die Viskosität von Augentropfen ist, desto länger ist der Einfluss auf die Augenoberfläche und desto länger sollte daher das Intervall zwischen Verabreichung der Augentropfen und Messung sein.

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Röggla V, Leydolt C, Schartmüller D, Schwarzenbacher L, Meyer E, Abela-Formanek C, Menapace R. Influence of Artificial Tears on Keratometric Measurements in Cataract Patients. Am J Ophthalmol. 2021 Jan; 221:1-8.

LHON: gentherapeutische Injektion

Bilaterale Sehverbesserung nach unilateraler gentherapeutischer Injektion bei LHON (Leber hereditary optic neuropathy)

LHON ist eine den Sehnerven betreffende Erbkrankheit, von der schätzungsweise eine von 30.000 bis 50.000 Personen betroffen ist. Die Krankheit tritt am häufigsten im jungen Erwachsenenalter mit schnell voranschreitender rapider Sehverschlechterung bis zur Erblindung auf – Männer und Frauen im Alter von Teenagern oder in ihren Zwanzigern. Männer sind etwa vier- bis fünfmal häufiger von der Erkrankung betroffen als Frauen.
REVERSE ist eine randomisierte, doppelmaskierte, scheinkontrollierte, multizentrische klinische Phase-3-Studie, in der die Wirksamkeit einer einzelnen intravitrealen Injektion von rAAV2 / 2-ND4 bei Patienten mit Sehverlust aufgrund einer hereditären Optikusneuropathie (LHON) der Leber untersucht wurde. Insgesamt 37 Probanden, die die Mutation m.11778G> A (MT-ND4) trugen und deren Sehverlust zwischen 6 und 12 Monaten zurück lag, wurden behandelt. Das rechte Auge jedes Probanden wurde im Verhältnis 1: 1 der Behandlung mit rAAV2 / 2-ND4 (GS010) oder Scheininjektion randomisiert. Das linke Auge erhielt die Behandlung, die nicht dem rechten Auge zugeordnet war.
Völlig unerwartet wurde in beiden Augen während der 96-wöchigen Nachbeobachtungszeit eine anhaltende visuelle Verbesserung beobachtet. In Woche 96 zeigten mit rAAV2 / 2-ND4 behandelte Augen eine mittlere Verbesserung der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) von -0,308 LogMAR (+15 ETDRS-Buchstaben). Eine mittlere Verbesserung von -0,259 LogMAR (+13 ETDRS-Buchstaben) wurde in den scheinbehandelten Augen beobachtet. Folglich wurde der primäre Endpunkt, definiert als der Unterschied in der Veränderung der BCVA vom Ausgangswert bis zur 48. Woche zwischen den beiden Behandlungsgruppen, nicht erreicht (P = 0,894). In Woche 96 hatten 25 Probanden (68%) eine klinisch relevante Erholung der BCVA gegenüber dem Ausgangswert in mindestens einem Auge, und 29 Probanden (78%) hatten eine Verbesserung des Sehvermögens in beiden Augen. Um die unerwartete bilaterale Verbesserung der Sehfunktion zu erklären, werden in diesem Artikel auch die Ergebnisse einer parallellaufenden Primatenstudie bei Affen vorgestellt. Nach einseitiger Injektion der Gentherapie gab es Anzeichen auf virale Vektor-DNA im vorderen Segment, in der Netzhaut und im Sehnerv des kontralateralen nicht injizierten. Dies unterstützt „eine plausible mechanistische Erklärung für die unerwartete bilaterale Verbesserung der Sehfunktion bei LHON-Patienten, die mit einer einseitigen Injektion des ND4-Gentherapievektors behandelt wurden“, so die Studie.
Die Hersteller-Firma der Gentherapie, GenSight Biologics, hat bei der
Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) einen Zulassungsantrag für
Lumevoq® gestellt. Die Entscheidung wird für die zweite Hälfte des Jahres
2021 erwartet.

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Yu-Wai-Man P, Newman NJ, Carelli V, Moster ML, Biousse V, Sadun AA, Klopstock T, Vignal-Clermont C, Sergott RC, Rudolph G, La Morgia C, Karanjia R, Taiel M, Blouin L, Burguière P, Smits G, Chevalier C, Masonson H, Salermo Y, Katz B, Picaud S, Calkins DJ, Sahel JA. Bilateral visual improvement with unilateral gene therapy injection for Leber hereditary neuropathy