Falsch ausgerichtete torischen IOL

Refraktives und visuelles Ergebnis einer falsch ausgerichteten torischen IOL nach operativer Neuausrichtung

Bei ungefähr bis zu 5% der Patienten kann sich eine torische IOL postoperativ drehen und falsch ausrichten.
In dieser institutionellen, retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden 39 Patienten von August 2013 bis Dezember 2019 in der Augenklinik der Goethe-Universität in Frankfurt einer zweiten Operation unterzogen, um eine falsch positionierte torische IOL neu auszurichten. Die ideale torische Achse wurde mit dem Rückrechner astigmatismfix.com ermittelt.
Die torischen IOLs zeigten zunächst eine Fehlausrichtung von 25,69 ° ± 26,06 °. Die postrotationale, nicht korrigierte Sehschärfe auf die Ferne (UDVA= uncorrected distance visual acuity) verbesserte sich von 0,39 ± 0,29 logMAR auf 0,27 ± 0,18 logMAR. Das Brechungsergebnis zeigte eine Verringerung der Restsphäre und des Zylinders.
Die postoperative UDVA nach Ausrichtung auf die präoperativ berechnete Achse (51%) betrug 0,24 ± 0,16 logMAR mit einem Zylinder von 0,90 ± 0,90 D. In der Gruppe mit Ausrichtung auf eine rückberechnete Achse (49%) betrug die UDVA 0,32 ± 0,20 logMAR mit einem Zylinder von 0,76 ± 0,72 D.
IOLs mit hoher Zylinderstärke (≥2 D) zeigten bei Rückrechnung eine höhere Abnahme des Restzylinders als IOLs mit geringer Zylinderstärker (<2 D) (27% gegenüber 9%). Der mittlere sphärische äquivalente Vorhersagefehler des Rückrechners betrug 0,54 ± 0,55 D. Die Neuausrichtung von falsch ausgerichteten torischen IOLs verbessert die Sehschärfe und reduziert verbleibende Brechungsfehler. Wenn eine Neuausrichtung erforderlich ist, sollte diese bei Zylinderstärke der IOL> 2 Dioptrien mit einem torischen Rückrechner durchgeführt werden.

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Müller-Kassner A, Sartory T, Müller M, Varna-Tigka K, Mayer WJ, Kreutzer T, Schuh A, Priglinger S, Kohnen T, Shajari M. Refractive and visual outcome of misaligned toric IOL after operative realignment Outcome of misaligned toric IOL after operative realignment. Am J Ophthalmol. 2020 Dec 10: S0002-9394(20)30661-9.

 

Grundlagenwissenschaftliche Forschungspreise 2020 der PRO RETINA und Retina Suisse

Die beiden diesjährigen Forschungspreise, den die PRO RETINA Deutschland zusammen mit der Retina Suisse vergibt, sind im Rahmen des diesmal „virtuellen“ 118. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) an zwei Wissenschaftlerinnen für ihre Arbeiten im grundlagenwissenschaftlichen Bereich vergeben worden: Dr. Dasha Elena Nelidova, Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel „Restoring light sensitivity using tunable near-infrared sensors“ und Josephine Jüttner M.Sc., Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel, „Targeting neuronal and glial cell types with synthetic promoter AAVs in mice, non-human primates and humans“.

Professor Botond Roska erhält Körber-Preis 2020


Der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft geht dieses Jahr an Prof. Dr. Botond Roska, Professor an der Universität Basel und Direktor des Instituts für molekulare und klinische Ophthalmologie Basel (IOB). Der mit einer Million Euro dotierte Preis gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen für Forschende in Europa.
Roska und sein Team erforschen die Funktionsweisen der Netzhaut auf zellulärer Ebene. Sie nutzen ihre Erkenntnisse für die Entwicklung von Therapieansätzen gegen Sehverlust und Blindheit aufgrund von Netzhauterkrankungen.

Im Fokus stehen dabei Gentherapien, welche die Zellen der Netzhaut wieder lichtempfindlich machen und so die Funktionsfähigkeit blinder Netzhaut erneuern. Der in Basel forschende Roska schaffte es laut Körber-Stiftung, einen Zelltyp im Auge so umzuprogrammieren, dass dieser die Funktion von defekten Lichtrezeptor-Zellen übernehmen konnte. Die klinische Erprobung bei blinden Menschen hat bereits begonnen.

Serin- und Lipidstoffwechsel bei Makulakrankheiten (Mac Tel) und peripherer Neuropathie

Die Makulateleangiektasie (Mac Tel) Typ 2 ist mit einer Prävalenz von 0,0045 % bis 0,06 % zwar eine seltene Makulopathie, die jedoch zum Verlust der zentralen Sehschärfe führen kann. Die Symptome treten üblicherweise im fünften oder sechsten Lebensjahrzehnt auf. Die Erkrankung weist eine starke genetische Komponente auf, wie Großfamilien mit mehreren betroffenen Familienmitgliedern belegen, wobei das Vererbungsmuster aufgrund der variablen Penetranz und Expressivität der Krankheit nicht eindeutig geklärt ist. Jüngste Erkenntnisse zu MacTel Typ 2 stammen aus genomweiten Assoziations- und Metabolomstudien, die darauf hindeuten, dass die Erkrankung mit niedrigen Serinspiegeln im Blut assoziiert ist. Serin ist ein Substrat in zahlreichen Stoffwechselwegen, einschließlich der Protein-, Nukleotid- und Lipidsynthese. Ob und wie niedrige Serinspiegel die Integrität der Makula beeinflussen, ist unbekannt.

Durch Exomsequenzanalyse eines Patienten mit Mac Tel Typ 2 und seiner Familienmitglieder identifizierten die Autoren eine Variante in SPTLC1, die eine Untereinheit der Serinpalmitoyltransferase (SPT) codiert. Da Mutationen, die die SPT beeinflussen, bekanntermaßen eine erbliche sensorische und autonome Neuropathie Typ 1 (HSAN1) verursachen, untersuchten sie 10 weitere Personen mit HSAN1 auf ophthalmologische Erkrankungen. Die Autoren untersuchten die Serumaminosäure- und Sphingoidbasenwerte, einschließlich der Desoxysphingolipidspiegel, bei Patienten mit Mac Tel Typ 2, jedoch ohne HSAN1 oder pathogene Varianten, die die SPT beeinflussen. Zusätzlich charakterisierten sie Mäuse mit niedrigen Serinspiegeln und testeten die Wirkung von Desoxysphingolipiden auf menschliche Netzhautorganoide.

Zwei Varianten, von denen bekannt ist, dass sie HSAN1 verursachen, wurden als ursächlich für Makulateleangiektasie Typ 2 identifiziert: Von 11 Patienten mit HSAN1 hatten 9 auch Makulateleangiektasie Typ 2. Bei 125 Patienten mit Makulateleangiektasie Typ 2, die keine pathogenen Varianten bezüglich SPT aufwiesen, waren die zirkulierenden Desoxysphingolipidspiegel um 84,2 % höher als bei den 94 nicht betroffenen Kontrollpatienten. Die Desoxysphingolipidspiegel korrelierten negativ mit den Serinspiegeln, die 20,6 % niedriger waren als bei den Kontrollen. Eine Verringerung der Serinspiegel bei Mäusen führte zu einem Anstieg der retinalen Desoxysphingolipide und einer Beeinträchtigung der Sehfunktion. Desoxysphingolipide verursachten den Untergang von Photorezeptor-Zellen in Organoiden der Netzhaut, jedoch nicht in Gegenwart von Regulatoren des Lipidstoffwechsels.
Erhöhte Spiegel atypischer Desoxysphingolipide, verursacht durch die Varianten SPTLC1 oder SPTLC2 oder durch niedrige Serinspiegel, waren Risikofaktoren für MacTel Typ 2 sowie für periphere Neuropathie.


Gantner ML, Eade K, Wallace M, Handzlik MK, Fallon R, Trombley J, Bonelli R, Giles S, Harkins-Perry S, Heeren TFC, Sauer L, Ideguchi Y, Baldini M, Scheppke L, Dorrell MI, Kitano M, Hart BJ, Cai C, Nagasaki T, Badur MG, Okada M, Woods SM, Egan C, Gillies M, Guymer R, Eichler F, Bahlo M, Fruttiger M, Allikmets R, Bernstein PS, Metallo CM, Friedlander M. Serine and Lipid Metabolism in Macular Disease and Peripheral Neuropathy. N Engl J Med. 2019 Oct 10;381(15):1422-1433.

Subanästhetisches Ketamin reaktiviert die kortikale Plastizität bei Erwachsenen – kann Amblyopie in Zukunft behoben werden?

Subanästhetisches Ketamin ruft bei Menschen eine schnelle und langanhaltende antidepressive Wirkung hervor. Der Mechanismus dafür ist noch nicht bekannt, aber klar ist: Ketamin kann Plastizitätsprozesse des Gehirns weitgehend modulieren. Die Autoren zeigen, dass Ketamin in Einzeldosen die visuelle kortikale Plastizität bei erwachsenen Mäusen reaktiviert und die funktionelle Wiederherstellung von Sehschärfedefekten nach Amblyopie bedingt. Ketamin induziert spezifisch eine Senkung der Neuregulin-1 (NRG1) -Expression in Parvalbumin-exprimierenden (PV) und-hemmenden Neuronen im visuellen Kortex der Maus. Die NRG1-Herunterregulierung in PV-Neuronen verfolgt sowohl den schnellen Beginn als auch die anhaltende Abnahme der synaptischen Hemmung von exzitatorischen Neuronen, sowie die verringerte synaptische Erregung von PV-Neuronen in vitro und in vivo nach einer einzelnen Ketaminbehandlung.

Diese Effekte werden durch exogenes NRG1 sowie durch PV-gezieltes Rezeptor-Knockout blockiert. Somit wird die Ketaminreaktivierung der visuellen kortikalen Plastizität bei Erwachsenen durch eine schnelle und anhaltende kortikale Enthemmung durch Herunterregulierung der PV-spezifischen NRG1-Signalübertragung vermittelt.
Schnelle und anhaltende Ketaminwirkungen sind vielversprechend für therapeutische Anwendungen, die auf der Reaktivierung der kortikalen Plastizität bei Erwachsenen beruhen. Weitere Studien sind erforderlich, um die vollständigen Auswirkungen dieser Entdeckung zu ermitteln.


Grieco SF, Qiao X, Zheng X, Liu Y, Chen L, Zhang H, Yu Z, Gavornik JP, Lai C, Gandhi SP, Holmes TC, Xu X. Subanesthetic Ketamine Reactivates Adult Cortical Plasticity to Restore Vision from Amblyopia. Curr Biol. 2020 Sep 21;30(18):3591-3603

Rapamycin erhält die Muskelfunktion

Mit steigender Lebenserwartung nehmen altersbedingte Krankheiten zu, einschließlich Sarkopenie, dem Verlust von Muskelmasse. Forscher des Biozentrums der Universität Basel haben gezeigt, dass ein bekanntes Medikament das Fortschreiten der altersbedingten Muskelschwäche verzögern kann.
Bereits in unseren besten Jahren beginnen unsere Muskeln zu schrumpfen und ihre Kraft schwindet. Leider ist dies ein natürlicher Bestandteil des Alterns. Für einige Menschen ist der Rückgang der Muskelmasse und -funktion übermäßig. Diese als Sarkopenie bezeichnete Erkrankung betrifft jede zweite oder dritte Person über 80 und beeinträchtigt die Mobilität, Autonomie und Lebensqualität.
Die Ursachen für Sarkopenie sind vielfältig und reichen von einem veränderten Muskelstoffwechsel bis hin zu Veränderungen der Nerven, die die Muskeln versorgen. Forscher unter der Leitung von Professor Markus Rüegg haben nun herausgefunden, dass mTORC1 auch zur Sarkopenie beiträgt und deren Unterdrückung mit dem bekannten Medikament Rapamycin, auch bekannt als Sirolimus, den altersbedingten Muskelschwund verlangsamt.
„Entgegen unseren Erwartungen ist die langfristige Unterdrückung von mTORC1 mit Rapamycin für die Alterung der Skelettmuskulatur bei Mäusen von großem Vorteil, da Muskelgröße und -stärke erhalten bleiben“, sagt Daniel Ham, Erstautor der Studie. „Neuromuskuläre Verbindungen, die Stellen, an denen Neuronen Muskelfasern kontaktieren, um ihre Kontraktion zu kontrollieren, verschlechtern sich während des Alterns. Stabile neuromuskuläre Verbindungen sind für die Aufrechterhaltung gesunder Muskeln während des Alterns von größter Bedeutung, und Rapamycin stabilisiert sie effektiv.“ Die Forscher zeigen auch, dass die dauerhafte Aktivierung von mTORC1 im Skelettmuskel die Muskelalterung beschleunigt.
In Zusammenarbeit mit dem Team von Professor Mihaela Zavolan identifizierten die Wissenschaftler eine molekulare Signatur der Sarkopenie, wobei mTORC1 der Hauptakteur war. Derzeit gibt es keine wirksame pharmakologische Therapie zur Behandlung von Sarkopenie. Diese Studie gibt Hoffnung, den altersbedingten Muskelschwund medikamentös verlangsamen zu können und dadurch die Autonomie und Lebensqualität älterer Menschen zu verlängern.


https://eurekalert.org/pub_releases/2020-09/uob-mas090720.php

Topische Therapie zum Schließen sekundärer Makulaforamina

Diese retrospektive Fallserie umfasste 123 durchgreifende Makulaforamina, die zwischen 2016 und 2019 behandelt wurden. Die wichtigsten Endergebnisse waren die Verschlussrate der Foramina und die Veränderung der Sehschärfe.
Innerhalb von 3 Jahren identifizierten die Forscher 12 Augen mit sekundärem Makulaloch aufgrund anderer Ursachen als Glaskörpertraktion, wie zum Beispiel vorheriger Vitrektomie, Trauma und Entzündung. Der durchschnittliche anfängliche Lochdurchmesser betrug 79 μm (Bereich 44–132 μm) und alle Löcher wiesen Elemente einer epiretinalen Membran und eines zystoiden Makulaödems auf.
Die rein topische Therapie wurde bei 9 Augen (8 Patienten) versucht. Alle Patienten erhielten Difluprednat mit der Zugabe eines topischen Carboanhydrase-Inhibitors in 6 Augen und nichtsteroidalen entzündungshemmenden Arzneimitteltropfen (NSAID) in 2 Augen. Acht Augen (89 %) erreichten nach durchschnittlich sechs Wochen Therapie (Bereich 2-19 Wochen) einen kompletten Lochverschluss und eine erfolgreiche Auflösung der Makul-Ödems bei gleichzeitiger Verbesserung der Sehschärfe. Das durchschnittliche Sehvermögen aller 9 Augen verbesserte sich von 0,69 auf 0,37 logmar.
Die topische Therapie erzielte bei sekundärer Makula-Lochbildung hohe Verschlussraten und kann als Erstbehandlungsoption angesehen werden, insbesondere bei Patienten mit kleinen Löchern und Makula-Ödem. Die topische Behandlung weist eine geringe Nebenwirkungsrate auf, insbesondere im Vergleich zur chirurgischen Versorgung.


Niffenegger JH, Fong DS, Wong KL, Modjtahedi BS. Treatment of Secondary Full-Thickness Macular Holes with Topical Therapy. Ophthalmol Retina. 2020 Jul;4(7):695-699

Vitamin D und Uveitis

Kürzlich veröffentlichte Studien tragen zu dem größer werdenden Umfang an Evidenz bei, um auf einen Zusammenhang von den Vitamin D Spiegel und Uveitiden schließen zu können. Die Risiko-Effektgröße eines Vitamin-D-Mangels scheint jedoch gering zu sein. So weisen viele Patienten mit Augenentzündungen normale Vitamin-D-Spiegel von 50 nmol / l oder mehr vor, während viele Patienten ohne Augenentzündung in der Vorgeschichte einen Vitamin-D-Mangel haben. Es scheint daher klar zu sein, dass ein Mangel an Vitamin D für das Auftreten einer Augenentzündung weder zwingend noch alleine auslösend ist.

Aufgrund der zunehmenden Erkenntnisse empfehlen die Autoren trotzdem, dass eine Spiegelbestimmung des 25 (OH)Vitamin D und den Richtlinien angepasste Supplementierung bei vielen Patienten mit Uveitis gerechtfertigt erscheint – die Spiegel orientieren sich an den Richtlinien der Endocrine Society für die Indikation der Knochengesundheit.
Um die Knochengesundheit von Menschen mit Vitamin D-Mangel zu fördern, empfahl die Endocrine Society, Serum 25 (OH) D-Konzentrationen von mehr als 30 ng / ml (> 75 nmol / l) mit dem bevorzugten Bereich von 40–60 ng / ml zu erreichen ( 100–150 nmol / l) – also etwas höher als der Mangelgrenzwert von 50 nmol / l.
Übergewichtige benötigen typischerweise höhere Dosen an Vitamin D als diejenigen mit einem normalen BMI, um gleich hohe Spiegel zu erreichen.


Emmett T. Cunningham Jr, Lucia Sobrin, Anthony J. Hall & Manfred Zierhut (2020) Vitamin D and Ocular Inflammation, Ocular Immunology and Inflammation, 28:3, 337-340

Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf die Ophthalmologie

Tragen Sie dazu bei, dass die Ophthalmologie die richtigen Schlüsse aus der Corona-Krise zieht und nehmen Sie jetzt an dieser Umfrage teil: https://www.surveymonkey.de/r/Z2666TM
Die Augenklinik Dardenne führt unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule Reutlingen eine Studie zur Lage der Augenheilkunde in der Corona-Krise durch. Erster Schritt der Studie waren Experteninterviews mit Ärztinnen und Ärzten aller Versorgungsstufen (von der konservativen Einzelpraxis über operative Zentren bis zu großen MVZ-Strukturen und Uniklinika), in denen relevante Faktoren zur Corona-Lage der Augenheilkunde systematisiert wurden. Die Einschätzung dieser Faktoren soll nun in einer breit angelegten Befragung ermittelt werden.
Es geht u.a. um diese Fragen:
  • Was waren oder sind aus Ihrer Sicht (besondere) Schwierigkeiten und Herausforderungen der Corona-Krise?
  • Welche Lösungsansätze haben Sie zur Bewältigung der Schwierigkeiten und Herausforderungen umgesetzt?
  • Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
  • Sehen Sie konkrete Verbesserungen, die durch Corona eingetreten sind?
  • Wie können wir uns auf die nächste(n) COVID-Welle(n) oder auch zukünftige Pandemien vorbereiten?
Die Autoren erwarten spannende und relevante Erkenntnisse zur gegenwärtigen Lage der Augenheilkunde und Handlungsoptionen für die Zukunft. Die Studienergebnisse werden in einer einschlägigen ophthalmologischen Fachzeitschrift veröffentlicht. Die Teilnahme erfolgt anonym. Hier geht es direkt zur Umfrage: https://www.surveymonkey.de/r/Z2666TM

 

Fortbildungstipp: Nebenwirkungen am Auge durch antirheumatische Medikamente

In dieser Übersichtsarbeit wurden die unerwünschten Nebenwirkungen am Auge von antirheumatischen Medikamenten (unterteilt in infektiös und nicht- infektiös) aus insgesamt 111 Veröffentlichungen zusammengetragen. Dieser frei zugängliche Artikel beinhaltet auch eine tabellarisch zusammengefasste Übersicht der bisher publizierten Nebenwirkungen zu den Medikamenten.


M Castillejo Becerra C, Ding Y, Kenol B, et al, Ocular side effects of antirheumatic medications: a qualitative review, BMJ Open Ophthalmology 2020;5:e000331. doi: 10.1136/bmjophth-2019-000331

Ursachen, Diagnose und Therapie der negativen Dysphotopsie

Seit fast 20 Jahren geistert ein Begriff durch die Welt der Kataraktchirurgen, der weiterhin ungelöst Kopfzerbrechen auslöst. Die sogenannte negative Dysphotopsie (ND): dabei handelt es sich um einen immer temporal gelegenen, oft als gebogen beschriebenen Schatten, der von Patienten nach unkomplizierter Kataraktoperation als störend angegeben wird.

Die mögliche Ursache dieses störenden postoperativen visuellen Phänomens wird bis dato kontrovers diskutiert. Sie liegt wahrscheinlich in einer geringen Veränderung des Abbildungsmaßstabs durch die neue Linse. Hierdurch kann es zu einer geringfügigen Verschiebung des zum blinden Fleck und zu den zentralen Gefäßen korrespondierenden Objektraums kommen, sodass diese vorübergehend teilweise bemerkt werden. Bis dato wurden keine definitiven Kriterien für die Diagnostik einer ND veröffentlicht.

Aufgrund der Erfahrungen der Studienautoren in 2 Jahren mit 77 Augen (55 Patienten) von 6.031 Kataraktoperationen wurden von ihnen folgende Punkte zur Eingrenzung der Diagnose festgelegt:

1) Störendes dunkles Areal im temporalen Gesichtsfeld nach einer Kataraktoperation mit Linsenimplantation.

2) Fehlen von objektivierbaren Ursachen wie Glaskörpertrübungen, Netzhautschädigungen oder eines verifizierten Gesichtsfelddefekts.

3) Der Schatten wird bei etwa 60–90° peripher vermutet.

4) Er lässt sich objektiv zwischen 10° und 25° im temporalen Gesichtsfeld nachweisen.

5) Er ist nicht immer sichtbar: bei seitlicher Beleuchtung wird er abgeschwächt oder er verschwindet ganz.

6) Die ND wird durch den Ausgleich von auch nur geringen Refraktionsfehlern gebessert oder sie verschwindet ganz.

7) Die ND wird abgeschwächt oder sie verschwindet durch seitliche „Scheuklappen“, z. B. die Hände des Untersuchers.

8) Die ND wird durch Abdecken des Partnerauges abgeschwächt oder sie verschwindet ganz.

Vor jeder Operation sollte über möglicherweise auftretende Dysphotopsien aufgeklärt werden, da die Inzidenz zwischen 1 und 10 % beträgt, ja nachdem wie forciert mögliche Symptome erfragt werden.

Als Stufenplan zur Therapie der ND empfehlen die Autoren:
1) Beschwerden ernst nehmen, Patienten aufklären und beruhigen.

2) Bei persistierenden Beschwerden: Tragen einer Brille auch bei kleinsten Refraktionsfehlern und zwar so lange, bis die ND verschwunden ist.

3) Wenn die Brille nicht getragen werden will oder nicht zur Besserung der ND führt, half bei 2 der untersuchten Patienten eine mehrwöchige Okklusionstherapie.


Wenzel M, Langenbucher A, Eppig T. Ursachen, Diagnose und Therapie der negativen Dysphotopsie [Causes, Diagnosis and Therapy of Negative Dysphotopsia]. Klin Monbl Augenheilkd. 2019;236(6):767-776. doi:10.1055/s- 0043-112855

Registered reports

Welcher Teil einer wissenschaftlichen Studie – Hypothesen, Methoden, Ergebnisse oder Diskussionen – sollte außerhalb der Einflussnahme eines Wissenschaftlers bleiben? Die Antwort lautet natürlich: die Ergebnisse.

Dabei handelt es sich aber exakt um den Teil, der für die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit derzeit in renommierten Fachzeitschriften am wichtigsten ist. Dieses „Ergebnisparadoxon“ ist eine der Hauptursachen für unzuverlässige Wissenschaft. Mehrdeutige oder „unattraktive“ Ergebnisse werden (bewusst oder nicht) in publizierbare Fehlalarme umgewandelt, was wiederum zu Folgestudien und Theorien führt, die in sich zusammenbrechen und zu nichts führen können. Negative oder Null-Ergebnisse bleiben bisher eher unveröffentlicht und führen dazu, dass andere Forscher unwissentlich redundante Studien zum gleichen Thema durchführen.

Um diesen Bias zu verhindern, wurde bereits in den 70-er Jahren ein neues Konzept zur Anmeldung, Durchführung und Veröffentlichung von Studien lanciert, um ergebnisgetriebene Publikationen zu vermeiden: Registered reports. (RR)

Wie funktioniert das System mit RR?
Stufe 1: die Autoren schreiben ein Exposé, welches einen Überblick über die Hintergrundliteratur, Vorarbeiten, Theorie, Hypothesen und vorgeschlagenen Methoden, einschließlich des Studienverfahrens und des Analyseplans enthält. Bevor die Forscher die Studie durchführen, bewerten qualifizierte Gutachter (Peer Reviewer) den Wert und die Gültigkeit der Forschungsfrage, die Begründung der Hypothesen und die Genauigkeit der vorgeschlagenen Methoden. Sie können das Manuskript der Stufe 1 ablehnen, gleich akzeptieren oder erst dann annehmen, wenn das Studienvorhaben überarbeitet wurde.

Eine der herausragenden Eigenschaften von RR ist somit, dass hochgradig qualifizierte Gutachter den Autoren helfen können, das Protokoll zu verbessern während noch Änderungen möglich sind- ein eminenter Nachteil dieses Ansatzes ist es, dass Ideen noch vor Sicherung des Konzeptes oder von Daten absichtlich verzögert oder gestohlen werden können.

Nach Annahme der Studie wird diese offiziell registriert, wie geplant durchgeführt und veröffentlicht – völlig unabhängig von den Ergebnissen. Diese gesicherte Akzeptanz bedeutet, dass die Autoren die Ergebnisse präsentieren können, auch wenn sich ihre postulierte Hypothese nicht bestätigt oder die Ergebnisse „enttäuschend“ sind. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass RRs zwischen 55 % und 66 % Nullbefunde melden – im Vergleich zu herkömmlichen Veröffentlichungen, bei denen die Rate zwischen 5 % und 20 % liegt.

Denkbar ist natürlich, dass sich Forscher für dieses Format entscheiden, wenn sie glauben, dass Nullbefunde wahrscheinlich sind. Und es gibt die nicht für RRs geeignet sind, wie z.B. solche, die die Auswirkungen nicht vorhersehbarer Ereignisse (wie Naturkatastrophen oder neu aufgetretene Krankheiten wie Covid-19) zeitnah erfassen möchten. Die Forscher können in Akutsituationen nicht Wochen oder gar Monate warten, bis ein Studienkonzept der Stufe 1 positiv begutachtet wurde.

Seit einigen Jahren haben jedoch mehr und mehr Zeitschriften in den Bereichen Neurowissenschaften und Psychologie begonnen, RRs anzunehmen und zu veröffentlichen.

Dieser Trend hat sich nun auch auf die Lebens- und Sozialwissenschaften ausgeweitet, um die Aussagekraft von Studien zu verbessern und Veröffentlichungen relevanter Fragestellungen ergebnisoffen zu garantieren.


https://www.nature.com/articles/d41586-019-02674-6

Pilot Studie zur Evaluation der Bedeutung von Infrarotlicht in alternden, gesunden Augen und bei Makuladegeneration

Bei alternden Augen kommt es zu einem fortschreitenden Verlust von Stäbchen im Vergleich zu einem minimalen Rückgang der weniger anfälligen Zapfen in der Netzhaut. Weitere Veränderungen der äußeren Netzhaut sind eine zahlenmäßige Ausdünnung und eine zelluläre Verdickung des retinalen Pigmentepithels (RPE), eine erhöhte Dicke des retinalen Pigmentepithel-Bruch-Membrankomplexes (RPE-BM-Komplex) und ein allmähliches Schrumpfen der Choriokapillaris. Diese Alterungsänderungen sind zunächst selten mit symptomatischen Sehfunktionsverlusten verbunden.

Mit zunehmendem Alter nimmt auch das Membranpotential und die Funktion der Mitochondrien ab, wodurch die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) verringert wird. Diese Veränderungen können den Zelltod einleiten.

Da die Netzhaut den größten Energiebedarf im Körper hat, ist sie besonders anfällig für eine mitochondriale Dysfunktion. Von reduzierten retinalen ATP-Spiegeln wurde diesbezüglich in Mausmodellen und bei Primaten berichtet. Daher könnte die gezielte Behandlung der Mitochondrien eine Option sein, um das Altern der Netzhaut zu verzögern und den Wechsel zu einer AMD oder dessen Fortschreiten zu verhindern.

Es gibt einige, allerdings wenig evidenzbasierte Berichte, dass durch Photobiomodulation,
genauer die Anwendung von Rot-bis Infrarotlicht (= 600–1000 nm), der Alterungsprozess der Mitochondrien verlangsamen könnte. Die genauen Mechanismen dieser Anwendung sind unklar. Eine Hypothese postuliert, dass diese Wellenlängen von der Cytochrom-C-Oxidase, dem geschwindigkeitsbestimmenden Enzym bei der Mitochondrienatmung, absorbiert werden, wodurch seine Aktivität zusammen mit dem Mitochondrienmembranpotential und der ATP-Produktion erhöht wird.

In dieser Studie wurden die funktionelle und strukturelle Auswirkung der Anwendung von 670nm Licht bei 31 Patienten mit mittlerer AMD und 11 Personen ab 55 Jahren mit normaler Netzhaut untersucht. Die Studienaugen wurden täglich morgens für 2 min mit einer Infrarot-Handlichtquelle behandelt.

Die Sehfunktion wurde im Verlauf von 12 Monaten in Bezug auf die bestkorrigierte Sehschärfe, das Dämmerungssehen, die Schwelle im Dämmerungssehen und die Stäbchenerholzeit verglichen. Strukturelle Veränderungen der optischen Kohärenztomographie und Farbfotografien wurden ebenfalls ausgewertet.

Es gab eine Verbesserung der Schwelle im Dämmerungssehen in der Gruppe ohne AMD um 1,77 dB (p = 0,03), sonst jedoch zeigte kein anderer Parameter eine klinisch signifikante Änderung. Bei Augen mit intermediärer AMD gab es zu keinem Zeitpunkt in den 12 Monaten eine signifikante Verbesserung der funktionellen oder strukturellen Veränderungen, obwohl die Compliance gut war. Diese kleine Pilotstudie zeigt, dass die Photobiomodulation mit 670 nm bei Patienten, die bereits eine intermediäre AMD erreicht haben, keine Wirkung hat.


Grewal MK, Sivapathasuntharam C, Chandra S, et al. A Pilot Study Evaluating the Effects of 670 nm Photobiomodulation in Healthy Ageing and Age-Related Macular Degeneration. J Clin Med. 2020;9(4):1001. Published 2020 Apr 2. doi:10.3390/jcm9041001

Welche Rolle spielen antientzündliche Medikamente nach Kataraktoperation auf die mögliche Entwicklung eines Nachstars?

In dieser retrospektiven Registerstudie wurden 13.368 Augen von Patienten, die zwischen 2014 und 2018 in der Universitätsaugenklinik Helsinki eine unkomplizierte Kataraktoperation durchführen ließen, zu folgender Fragestellung evaluiert: Die Rate der durchgeführten Nd:Yag-Laserkapsulotomien wurde mit der postoperativen lokalen Therapie verglichen -Steroid- oder nicht-steroidale anti-entzündliche Augentropfen?

Die Patienten wurden mit Steroidmonotherapie (28,9 % der Fälle), NSAID-Monotherapie (62,2 %) oder einer Kombination aus beidem (8,9%) behandelt.

Ergebnis: Die postoperative Behandlung mit Steroiden war bei Patienten nach einer unkomplizierten Kataraktoperation im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit NSAIDs, mit einer geringeren Rate eines klinisch signifikanten Nachstars verbunden. Die Kombinationstherapie von Steroiden und NSAIDs hatte keinen additiven Effekt gegenüber Steroiden allein.


Hecht I, Karesvuo P, Achiron A, Elbaz U, Laine I, Tuuminen R. Anti-inflammatory Medication After Cataract Surgery and Posterior Capsular Opacification. Am J Ophthalmol. 2020;215:104-111. doi:10.1016/j.ajo.2020.02.007

SALT-Studie: die Bedeutung kurzzeitiger topischer Gabe von Steroiden und nichtsteroidalen Antiphlogistika nach SLT

Diese Studie untersuchte, ob die kurzfristige topische Anwendung eines nichtsteroidalen Antiphlogistikums (NSAID) oder einer Steroidtherapie die Wirksamkeit der selektiven Lasertrabekuloplastik (SLT) beeinflusst. Es handelte sich um eine doppelmaskierte, randomisierte, placebokontrollierte Dual-Center-Multisurgeon-Studie, in der 96 Augen von 85 Patienten über 18 Jahre mit einem Augeninnendruck von mehr als 18 mmHg in 3 Gruppen im Verhältnis 1:1:1 randomisiert wurden: Ketorolac 0,5 %, Prednisolon 1% oder Tränenersatzmittel als Placebo. Nach Durchführung der SLT wurde jede Gruppe angewiesen, viermal täglich einen Tropfen beginnend mit dem Tag der SLT und für 4 weitere Tage zu verwenden. Das primäre Ergebnis dieser Studie war der Augeninnendruck nach 12 Wochen.

Die NSAID-, Steroid- und Placebo-Gruppen waren in Bezug auf die demografischen Ausgangspunkte und den Basis-Augeninnendruck ähnlich (Mittelwert 23,3 ± 3,9 mmHg; P =0,57). Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied bezüglich der Innendruck-Abnahme zwischen den Gruppen in Woche 6. Sowohl die NSAID- als auch die Steroidgruppe zeigten jedoch in Woche 12 im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine statistisch signifikant größere Druckreduktion (Mittelwert -6,2 ± 3,1 mmHg, -5,2 ± 2,7 mmHg bzw. -3 ± 4,3 mmHg).

Eine signifikant stärkere Reduktion des Augeninnendruckes konnte somit nach 12 Wochen bei Augen gemessen werden, die nach SLT mit Steroid- oder NSAID-Tropfen behandelt wurden. Langzeit-Follow-up-Studien sind angezeigt, um diese Ergebnisse zu validieren.


Groth SL, Albeiruti E, Nunez M, et al. SALT Trial: Steroids after Laser Trabeculoplasty: Impact of Short-Term Antiinflammatory
Treatment on Selective Laser Trabeculoplasty Efficacy. Ophthalmology. 2019;126(11):1511-1516.
doi: 10.1016/j.ophtha.2019.05.032

Die unerwartete Rolle von IL-4 bei der Entwicklung einer AMD

IL-4 gilt als starker Angiogeneseinhibitor und könnte eine Rolle bei der pathologischen Gefäßbildung der AMD eine noch ungeahnte Rolle spielen. Ko-Erstautor Takashi Baba, Junior Associate Professor in der Abteilung für Augenheilkunde und visuelle Wissenschaft an der Tottori-Universität in Japan, und seine Kollegen gingen dieser Frage in einer Studie mit folgender Fragestellung nach: Können Knochenmarkszellen und IL-4 eine schützende Rolle bei der Entwicklung und Behandlung der AMD spielen?

Zunächst wurde bei 234 Patienten mit AMD und 104 älteren Personen ohne AMD die sich einer Katarakt Operation unterzogen, der IL-4- Spiegel intravitreal gemessen. Die AMDGruppe zeigte höhere intravitreale IL-4Level als die gesunde Katarakt-Gruppe. Als Nächstes fanden sie heraus, dass IL-4 auch bei Mäusen mit einem der AMD vergleichbaren Netzhautgeschehen erhöht war. Um festzustellen, ob IL-4 den Tieren half oder sie schädigte, verabreichten die Forscher ihnen IL-4 und stellten fest, dass es zu einem verstärkten pathologischen Gefäßwachstum kam – ein Antikörper hingegen, der die IL-4-Produktion blockierte, reduzierte dieses Blutgefäßwachstum. Knock-out-Mäuse, denen IL4 fehlt, zeigten ein geringeres Blutgefäßwachstum.

„Die Ergebnisse zeigten, dass IL-4 eine entscheidende Rolle beim übermäßigen Wachstum von Blutgefäßen spielt, indem es Knochenmarkzellen rekrutiert, die dieses Wachstum der Läsion im Auge unterstützen“, sagt Baba. Takashi Baba fasst in einem Interview zusammen: „Diese Ergebnisse waren überraschend und legen den Gedanken nahe, dass normalerweise hilfreiche Immunantworten auch massiven Schaden anrichten können. IL-4 scheint eine Schlüsselposition bei der Entstehung der AMD zu haben und könnte in Zukunft als Ziel neuer Therapieoptionen eine große Rolle spielen“


Baba T, Miyazaki D, Inata K, et al. Role of IL-4 in bone marrow driven dysregulated angiogenesis and age-related
macular degeneration. Elife. 2020;9: e54257. Published 2020 May 5. doi:10.7554/eLife.54257

Fünf-Jahresergebnisse bei kornealem Astigmatismus nach kombinierter Femtolaserunterstützter Phakoemulsifikation und bogenförmiger Keratotomie

Ziel dieser retrospektiven, interventionellen Fallstudie war es, die Langzeitstabilität des Hornhautastigmatismus nach kombinierter Femtolaser-unterstützter Phakoemulsifikation und bogenförmiger Keratotomie zu untersuchen.
Der Eingriff wurde mit einer VICTUS-Plattform (Bausch & Lomb) durchgeführt. Eine einzelne, 450 μm tiefe, bogenförmige Keratotomie wurde in einer 8 mm-Zone mit dem Hauptschnitt der Phakoemulsifikation kombiniert, der dem Meridian gegenüberliegt.
Messdaten des Hornhautastigmatismus wurden präoperativ, sowie nach 2 und 5 Jahren erhoben. 44 Augen (Durchschnittsalter 66,0 ± 10,1 Jahre) wurden eingeschlossen. Der mittlere präoperative Hornhautastigmatismus betrug 1,40 ± 0,66 Dioptrien). Dieser wurde nach 2 Jahren auf 0,74 ± 0,54 D und 5 Jahre nach der Operation auf 0,70 ± 0,50 reduziert (p <0,001). Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen dem postoperativen Hornhautastigmatismus von 2 bis 5 Jahren (p = 0,609). Sowohl die Fehlergröße als auch der absolute Fehlerwinkel waren zwischen den beiden postoperativen Zeitpunkten vergleichbar (p> 0,805). Am Ende von 5 Jahren befanden sich 65 % der Augen innerhalb von 15 Grad des präoperativen astigmatischen Meridians. Es gab im Laufe der Zeit eine Tendenz zur Überkorrektur des präoperativen mit-der-Regel Astigmatismus und zur Unterkorrektur des gegen-die-Regel Astigmatismus.

Die Studie zeigte, dass die Stabilität der Femtolaser-unterstützten bogenförmigen Keratotomie über 5 Jahre stabil blieb. Es zeigte sich eine Tendenz zur zunehmenden Überkorrektur des präoperativen Mit-der-Regel Astigmatismus und zur Unterkorrektur des Gegen-die Regel Astigmatismus im Laufe der Zeit.


Chan TCY, Ng ALK, Wang Z, Chang JSM, Cheng GPM. Five-Year Changes in Corneal Astigmatism after Combined Femtosecond-Assisted Phacoemulsification and Arcuate Keratotomy [published online ahead of print, 2020 May 10]. Am J Ophthalmol. 2020; S0002-9394(20)30233-6.

Repräsentanz in Gremien

Gleiche Verteilung für gleiche Karrieremöglichkeiten gefordert

Verbände von Ärztinnen und Digitalexpertinnen setzen sich aktuell für mehr Repräsentation in Gremien ein. So spricht sich der Verein der „Spitzenfrauen Gesundheit“, dafür aus, dass strukturelle Hürden beseitigen werden.
Konkrete Forderungen sind: Zum einen eine bestimmte Quote, damit Spitzenpositionen im Gesundheitswesen gleichwertig an Männer und Frauen vergeben werden. Dabei würden zum einen zu wenige Frauen berufen, zum anderen bewerben sich auch zu wenige. In einem Artikel des Deutschen Ärzteblatts wird dazu die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Christiane Groß zitiert. Sie verweist in diesem Zusammenhang aber auch auf die zu große Selbstkritik der Frauen. Ein Phänomen, das als Impostor-Syndrom auch in der Studie zur Stellung der Frau in der Ophthalmologie in den USA zur Sprache kam. Diese Selbstkritik sei der Grund dafür, dass sich zu wenige Frauen auf Stellen in Gremien bewerben.
Zum anderen fordert der Verein eine gerechte gleiche Bezahlung für die gleiche Leistung von Frauen und Männern.
Sie setzen sich außerdem für bessere Arbeitsbedingungen ein. Dietlind Zohlnhöfer-Momm, Chefärztin für Kardiologie und Intensivmedizin am Vivantes Wenckebach-Klinikum äußert sich an anderer Stelle quasi stellvertretend zu den Grundlagen: Bessere gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie neue Arbeitszeitmodelle seien von Nöten. Wenn dies gegeben sei, würden sich vielleicht die Frauen auch mehr zutrauen. Sie bestärkt junge Ärztinnen darin, sich auch Oberarztstellen trotz Kindern und Familie zuzutrauen. Im Bezug auf Gremien setzt der Verein auf Digitalisierung: Also Infos per Mail vorab und dann Online-Konferenzen nach der Sprechstunde. Mit diesen anderen Sitzungszeiten hätten auch Mütter die Möglichkeit teilzunehmen.
Im medizinischen Bereich also in der Behandlung und Forschung sei es weiterhin wichtig viel mehr Daten von Patientinnen für die künftigen Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) zu erhalten. In der Ausbildung fordern sie die Aufnahme der Gendermedizin in das Curriculum des Medizinstudiums.
Grundsätzlich äußern sich Sprecherinnen des Vereins sehr positiv darüber, dass sich Männer im Gesundheitswesen solidarisch zeigen und sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen. Noch sei dieses Denken jedoch nicht in allen Gremien angekommen …

Speziell für die Belange der angehenden Operateurinnen in der Ophthalmologie setzt sich dieses Netzwerk ein: Die Augenchirurginnen


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/110904/Aerztinnen-fordern-Repraesentanz-in-Gremien

https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/spitzenfrauen-gesundheit-wollen-frauen-den-weg-in-fuehrungspositionen-ebnen/

Ungleiche Präsentation bei Konferenzen

Besteht tatsächlich immer noch ein Unterschied in der öffentlichen Sichtbarkeit zwischen den Geschlechtern?

Diese US-Studie legt die Geschlechtsunterschiede der Sichtbarkeit offen bei Konferenzen. Wie oft treten Frauen in der Rolle der Moderatoren, Experten, Referenten, Dozenten oder erstgenannten Autoren eines Abstracts auf. Untersucht wurden dafür Broschüren von neun ophthalmologischen Konferenzen zwischen 2015 und 2017.
Von den 14.214 Sprechern waren 30,5 Prozent Frauen. Dieser Wert überraschte die Autoren, angesichts der Zahlen des American Board of Ophthalmology. 28,5 Prozent präsentierten „Nonpapers“ – dieser Wert ist nun wiederum niedriger als von den Autoren erwartet. Den größten Anteil hatten Frauen im Bereich der Kinderaugenheilkunde, Strabismus und Uveitis. Im Bereich Retina und Refractive Chirurgie waren Frauen unterrepräsentiert.


Patel S, Truong T, Tsui I, et al. American Journal of Ophthalmology, in press
https://www.aao.org/editors-choice/study-unveils-gender-disparities-in-ophthalmology-

Gendergap Karriere

Wer schafft den Sprung zur Professur?

Wie sieht es mit der Stellung der Frauen in der akademischen Ophthalmologie aus? In dieser Studie von Sonal Tuli, MD, Med. wurde die Stellung der Frauen in der akademischen Ophthalmologie in den USA untersucht. Es folgte der Vergleich des Status der Frauen in der Ophthalmologie mit anderen akademischen Abteilungen in Spezialfeldern.
Untersucht wurden die Daten der American Association of Medical Colleges der Jahre 2003 bis 2017. Kennzahlen: Nummer und Prozentzahl der Frauen in unterschiedlichen Positionen, Anzahl von Frauen an klinischen Lehrstühlen – je nach Schwerpunkt. Vergleich und Trends der veränderten Prozente der Frauen auf unterschiedlichen Karrierestufen.
Die Ergebnisse: Die Prozentzahl von Frauen in der Ophthalmologie hat sich auf rund 42 Prozent eingependelt. Wobei sie in den letzten drei Jahren leicht gesunken ist. Angestiegen ist die Anzahl von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Bereich der akademischen Ophthalmologie. Und zwar in den letzten 15 Jahren von 24 auf 34 Prozent. Dabei sind die meisten auf der Position einer Assistenz-Professorin und nur wenige Professorinnen.

Die Prozentzahl von Frauen in der Ophthalmologie bleibt dabei weiter hinter dem Durchschnitt aller anderen Fachabteilungen zurück – auf jedem Level. Während sich dieser Geschlechterunterschied sehr schnell bei Assistenz-Professoren nivelliert, ist dies bei Dozenten und Lehrstuhlinhabern sehr viel langsamer. Bei Professoren ist die Entwicklung sogar gegenteilig. Das zeigt, dass Frauen in der Ophthalmologie hinsichtlich der Karriere zwar Fortschritte machen, aber nicht wie in anderen Spezialgebieten in einer Professur befördert bzw. berufen werden. Das mag aus impliziten oder expliziten Vorurteilen resultieren. Oder am sogenannten Impostor-Syndrom oder auch Hochstapler-Syndrom liegen.
(Impostor-Syndrom: Betroffene sind hier von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich eigener Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt und unfähig, ihre persönlichen Erfolge zu internalisieren)


Sonal Tuli, MD, Med
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0039-3401849

Geschlechtsunterschiede in der Ausbildung

Sammeln Frauen weniger OP-Erfahrung auf dem Weg zum Facharzt?

Hier eine Studie, die sich der Frage widmet, ob es Unterschiede in der Anzahl von Katarakt- Operationen und anderer selbstständig durchgeführter Eingriffe zwischen weiblichen und männlichen US-Assistenzärzten während der Facharztausbildung gibt. Die Auswertung der Angaben von 1271 Fachärzten aus 24 US-Ophthalmlogie-Weiterbildungsprogrammen ergibt, dass weibliche Ärzte im Durchschnitt 15 Katarakt-OPs (7.8-22) weniger durchführten,- und zwischen 36 und 80 weniger OPs insgesamt im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Im Beobachtungszeitraum von 2005 bis zum Jahr 2017 klappte die Schere in der Gesamtzahl aller selbstständig durchgeführten OPs weiter auseinander.
Grundsätzlich bedeutet dies, dass in der Facharztausbildung darauf geachtet werden muss, dass weibliche und männliche Assistenzärzte gleich viel Ausbildungserfahrung sammeln können.


Dan Gong, MD1; Bryan J. Winn, MD1; Casey J. Beal, MD2; et al
https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2738409

Visuelle Neuronen

Visuelle Neuronen funktionieren nicht so, wie Wissenschaftler bisher dachten

Vor fast 60 Jahren machten zwei Neurowissenschaftler, David Hubel und Torsten Wiesel, bahnbrechende Entdeckungen, wie das Gehirn von Säugetieren die Welt um sie herum visuell wahrnimmt. Ihre Arbeit beschrieb erstmals einzelne Neuronen, die sich ausschließlich als Reaktion auf wahrgenommene Motive oder Muster einschalten. Hubel und Wiesel zeigten in ihren Versuchen Katzen und Affen einfache Bilder – wie einen schwarzen Balken oder einen Punkt auf einem weißen Hintergrund. Das allgemeine von ihnen postulierte Prinzip besagt, dass beim Betrachten unserer Umwelt bestimmte Neuronen im Gehirn dafür verantwortlich sind, genaue Ausschnitte oder Muster dieses Settings zu erkennen und dass die Wahrnehmung in höheren, weiter geschalteten Zentren des Gehirnes dafür spezialisierter und feiner abgestimmt wird.
Die Ergebnisse von Hubel und Wiesel wurden mit einem Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet und bildeten die Grundpfeiler neuronaler Netze, die den meisten Computeranwendungen für visuelle Erkennung zugrunde liegen.
Eine neue Untersuchung der Aktivität von fast 60.000 Neuronen im visuellen System der Maus zeigt nun aber, dass wir eigentlich davon entfernt sind zu verstehen, wie das Gehirn visuelle Eindrücke verrechnet.
Die in der internationalen Fachzeitschrift Nature Neuroscience veröffentlichte Analyse von Forschern des Allen Institute, zeigt, dass mehr als 90% der Neuronen im visuellen Kortex nicht so funktionieren, wie Wissenschaftler bisher dachten – und es ist noch nicht klar, wie sie funktionieren.
Die neurowissenschaftlichen Studien der 1950er und 60er Jahre glichen Angelexpeditionen, bei denen mal die Rute ausgeworfen wurde- Forscher jagten mit einer einzigen Elektrode durch das Gehirn, bis sie ein Neuron fanden, das zuverlässig auf ein bestimmtes Bild reagierte. Es ist so, als würde man versuchen, einen Widescreen-Film durch ein paar verstreute kleine Löcher zu schauen, sagte Koch – es wäre unmöglich, ein vollständiges Bild zu bekommen.
Die neue Analyse der Forscher ergab, dass weniger als 10% der 60.000 Neuronen untersuchten dem Lehrbuchmodell folgend reagierten. Von den übrigen zeigten ungefähr zwei Drittel eine verlässliche Reaktion, aber ihre Reaktionen waren spezialisierter, als die klassischen Modelle vorhersagen würden. Das letzte Drittel der Neuronen zeigte schon eine gewisse Aktivität, aber sie leuchteten bei keinem der Stimuli im Experiment zuverlässig auf – es ist nicht klar, was diese Neuronen tun, sagten die Forscher. Dass diese variableren, weniger spezifischen Neuronen existieren, ist keine Neuigkeit. Aber es war eine Überraschung, dass sie die visuellen Teile des Mausgehirns dominieren, sagten die Forscher. Die Forscher wiesen auch darauf hin, dass das klassische Modell aus Studien mit Katzen und Primaten stammte, die eine besserer zentrale Sehschärfe als Mäuse entwickelt haben. So ist es denkbar, dass das visuelle System der Maus völlig anders funktioniert als unser eigenes. Und trotzdem gibt es übertragbare Prinzipien aus diesen Studien, die auf unser eigenes Gehirn zutreffen könnten, sagte Buice, Associate Investigator am Allen Institute for Brain Science.


EurekAlert, 16 Dey 2019

EYE-RISK-Konsortium

Mittelmeerdiät und Inzidenz fortgeschrittener altersbedingter Makuladegeneration: Das EYE-RISK-Konsortium

In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdiät (MeDi) mit der Inzidenz von AMD in zwei bevölkerungsbasierten prospektiven Kohorten in Europa untersucht. 4446 Teilnehmer im Alter von 55 Jahren oder älter aus der Rotterdam-Studie I RS-I (Niederlande) und 550 französische Erwachsene im Alter von 73 Jahren oder älter aus der Alienor-Studie (Antioxydants, Lipides Essentiels, Nutrition et Maladies Oculaires) Studie mit vollständigen ophthalmologischen und diätetischen Daten wurden in die vorliegende Studie einbezogen.
Die Untersuchungen wurden ungefähr alle fünf Jahre über einen Zeitraum von 21 Jahren (1990-2011) in RS-I und alle zwei Jahre über einen Zeitraum von vier Jahren (2006-2012) in der Alienor-Studie durchgeführt.

Die Einhaltung des MeDi wurde unter Verwendung eines 9-Komponenten-Scores bewertet, der auf der Aufnahme von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Getreide, Fisch, Fleisch, Milchprodukten, Alkohol und dem Verhältnis von einfach ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren basierte. Zusammenhänge der Inzidenz von AMD mit MeDi wurden unter Verwendung multivariater Cox-Proportional-Hazard-Modelle errechnet.
Unter den 4996 Teilnehmern wiesen 155 Zeichen einer Fortgeschrittenen AMD (117 vom RS-I und 38 von der Alienor-Studie). Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 9,9 Jahre im RS-I und 4,1 Jahre in der Alienor-Studie. Teilnehmer mit einem hohen MeDi-Wert, die Daten sowohl für die RS-I- als auch für die Alienor-Studie bündelten, zeigten ein signifikant reduziertes Risiko für AMD im fortgeschrittenen Stadium im Vergleich zu Teilnehmern mit einem niedrigen MeDi-Wert
Die Zusammenführung von Daten aus der RS-I- und Alienor-Studie ergaben: eine bessere Einhaltung der MeDi-Kriterien war mit einem um 41% verringerten Risiko für AMD im fortgeschrittenen Stadium verbunden. Diese Ergebnisse unterstützen die Bedeutung einer Ernährung, die reich an gesunden, nährstoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch ist, zur Prävention der AMD.


Merle, BMJ et al, Ophthalmology. 2019 Mar;126(3):381-390.

De-novo-Uveitis

Klinische und ätiologische Merkmale der De-novo-Uveitis bei Patienten ab 60 Jahren: Erfahrungen eines französischen Tertiärzentrums

Ziel dieser retrospektiven Analyse war es, Merkmale einer De-novo-Uveitis bei Patienten ab einem Alter von 60 Jahren zu beschreiben. Insgesamt 283/1044 (27,1%) Patienten mit Uveitis waren ≥ 60 Jahre alt. Die Idiopathische Uveitis (36,1%) und Sarkoidose (31,5%) kamen am häufigsten vor, wobei die Sarkoidose war nach dem 60. Lebensjahr signifikant häufiger (31,5% vs. 13,7%, p <0,0001) in Erscheinung trat. Intraokulares Lymphom (5,0% vs. 1,1%) und Herpes-Virus-Infektion (5,0% vs. 0,9%) waren in dieser Altersgruppe im Gegensatz zu HLA-B27-bedingter Uveitis und Spondylarthritis (4,6% vs. 14,9%) ebenfalls häufiger. Rein ophthalmologische Entitäten wie Birdshot-Retinochoroidopathie (2,8%) oder Fuchs-Uveitis (0,4%) waren selten bei Patienten in der Altersgruppe über 60 Jahre und Posner Schlossman, Pars-Planitis, White-Dots-Syndrom, Morbus Behçet und Multiple Sklerose wurden nicht beschrieben. Bei Patienten> 70 Jahre traten idiopathische Uveitis (41,1% gegenüber 31,7%) und vermutete Sarkoidose (56,5% gegenüber 25,6%) häufiger auf als in der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen.


Grumet, P. et al., Graefes Arch Clin. Exp. Ophthalmol. 2019 Sep; 257 (9): 1971-1979

Diabetisches Makulaödem

Simultane Hemmung von Angiopoietin-2 und des VEGF- A mit Faricimab bei diabetischem Makulaödem: BOULEVARD-Phase-2- randomisierte Studie

In der BOULEVARD-Studie der Phase 2 wurden Sicherheit und Wirksamkeit von Faricimab, einem neuen bispezifischen Antikörper gegen Angiopoietin-2 und den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor A (VEGF-A), mit Ranibizumab bei Patienten mit diabetischem Makulaödem (DME) verglichen.
Die BOULEVARD-Studie war eine prospektive, randomisierte, aktive, komparatorgesteuerte, doppelmaskierte, multizentrische Phase-2-Studie, die an 59 Standorten in den USA durchgeführt wurde.
Die Studie umfasste Patienten mit diabetischem Makulaödem (DME) im Zentrum, einer bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) von 73 bis 24 Buchstaben der ETDRS (Early Treatment Diabetic Retinopathy Study) und einer Dicke des zentralen Subfeldes (CST) von 325 μm oder mehr. Anti-VEGF-naive Patienten wurden 1: 1: 1 bis 6,0 mg Faricimab, 1,5 mg Faricimab oder 0,3 mg Ranibizumab intravitreal randomisiert, und Patienten, die zuvor mit Anti-VEGF behandelt worden waren, wurden 1: 1 bis 6,0 mg Faricimab oder 0,3 mg Ranibizumab randomisiert. Die Patienten erhielten eine monatliche Dosis über 20 Wochen, gefolgt von einem Beobachtungszeitraum bis zur Woche 36, um die anhaltende Wirkung zu bewerten.
Die vorab festgelegte primäre Endpunktmessung war die mittlere Veränderung der BCVA gegenüber dem Ausgangswert in Woche 24 für Faricimab gegenüber Ranibizumab bei nicht vorbehandelten Patienten. Zu den wichtigsten sekundären und exploratorischen Outcome-Messgrößen gehörten CST, DRSS-Score (Diabetic Retinopathy Severity Scale) und anhaltende Wirkung, beurteilt nach der Zeit bis zur erneuten Behandlung.
Die Studie schloss 229 Patienten ein (168 nicht vorbehandelte und 61 zuvor mit Anti-VEGF behandelte). Bei den nicht vorbehandelten Patienten führten 6,0 mg Faricimab, 1,5 mg Faricimab und 0,3 mg Ranibizumab zu einer mittleren Verbesserung der ETDRS-Werte von 13,9, 11,7 bzw. 10,3 gegenüber dem Ausgangswert. Die Faricimab-Dosis von 6,0 mg zeigte einen statistisch signifikanten Anstieg von 3,6 Buchstaben gegenüber Ranibizumab (P = 0,03). In beiden Patientengruppen führte Faricimab im Vergleich zu Ranibizumab zu einer dosisabhängigen Senkung des CST, einer Verbesserung des DRSS-Scores und einer längeren Zeit bis zur erneuten Behandlung während des Beobachtungszeitraums. Faricimab zeigte keine neuen oder unerwarteten Sicherheitssignale.
Die BOULEVARD-Studie hat ihren primären Endpunkt erreicht; Faricimab zeigte in Woche 24 bei nicht vorbehandelten Patienten eine statistisch überlegene Verbesserung der Sehschärfe gegenüber Ranibizumab. Die Reduzierung der Dicke des zentralen Subfeldes, die Verbesserung des DRSS-Werts und die verlängerte anhaltende Wirkung bekräftigen das primäre Ergebnis. Diese Ergebnisse legen den Vorteil einer gleichzeitigen Hemmung von Angiopoietin-2 und VEGF-A mit Faricimab bei Patienten mit DME nahe.


Sahni, J et al., Ophthalmology. 2019 Aug; 126 (8): 1155–1170.