Endokrine Orbitopathie (EO)

Eine neue Ära in der Behandlung der Endokrinen Orbitopathie (EO)

Bei der EO handelt es sich um eine fortschreitende, schwächende Autoimmunkrankheit mit einem begrenzten Zeitfenster, in der die aktive Krankheit erfolgreich behandelt und somit Spätfolgen beeinflusst werden können. Die molekularen Grundlagen der EO werden immer offensichtlicher. Nach Jahrzehnten suboptimaler Behandlung bieten nun gezieltere Therapien die Hoffnung, den natürlichen Verlauf beeinflussen zu können.
Viele Veröffentlichungen belegen die Überexpression von IGF-1R bei der EO und deren Aktivierung als Autoantigen als kritischen Faktor für die Pathogenese. Mehrere In-vitro-Studien zeigen, dass die IGF-1R-Hemmung nachgeschaltete molekulare Ereignisse wie die Zytokin- und Hyaluronanproduktion sowie die Zelldifferenzierung reduziert. Diese Beobachtungen führten zu der Hypothese, dass eine Blockierung von IGF-1R das klinische Fortschreiten einer EO aufheben könnte.
Die kürzlich abgeschlossenen randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien in Phase 2 und 3 zeigen die Wirksamkeit und Sicherheit von Teprotumumab, einem humanen monoklonalen IGF-1R-Antagonisten, bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver EO. Sowohl die Ergebnisse der Phase-2-Studie als auch der jüngsten Phase-3-Studie zeigen, dass Patienten mit aktiver EO, die Teprotumumab erhielten, eine bedeutende Verbesserung der Proptosis erfuhren. Die kommerzielle Verfügbarkeit wird mit Spannung erwartet.


Patel et al., Am. J. Ophthalmology, Dezember 2019; 208: 281–288.

Risiko kontaktlinsenbedingter Erkrankungen

Die Exposition gegenüber Wasser während des Tragens von Kontaktlinsen (CL) kann mit Komplikationen verbunden sein, die von sterilen Hornhautgeschwüren bis zu Visus bedrohenden Infektionen reichen. Trotz dokumentierter Risiken durch Wassereinwirkung zeigen CL Träger im täglichen Umgang mit Wasser gefährliche Gewohnheiten. Dies deutet auf einen Mangel an Bewusstsein und Verständnis für die Risiken bei CL-Trägern hin.
Im Rahmen der Literaturrecherche wurden PubMed-, MEDLINE- und Web of Science-Datenbanken bis September 2017 nach Artikeln durchsucht, die auf Englisch veröffentlicht oder übersetzt wurden.
In den Richtlinien für die CL-Hygiene und -einhaltung, die von der CL-Fertigungsindustrie, globalen Gesundheitsbehörden und Berufsverbänden bereitgestellt werden, bestehen Abweichungen. In Marketing- und Verpackungsmaterialien gibt es zudem
eine weite Verbreitung von Bildern mit Wasser und Kontaktlinsen. Diese Faktoren können zu einer Fehlleitung und Verwirrung bei Anwendern und somit einem Risikoverhalten beitragen.
Somit ist eine einheitliche Empfehlung für und von allen Beteiligten bezüglich der Anwendung von Kontaktlinsen und Wasser erforderlich. Richtlinien sollten eindeutig darauf hinweisen, jede Wasserexposition mit Kontaktlinsen zu vermeiden. Dazu gehört der Umgang von Kontaktlinsen mit nassen Händen, Abspülen von Kontaktlinsen oder Aufbewahrungsbehältern mit Leitungswasser, Duschen mit Kontaktlinsen und Schwimmen ohne Schutzbrille.


Arshad M, Carnt N, Tan J, Ekkeshis I, Stapleton, F, Cornea. 2019 Jun;38(6):791-797.

Hornhautödem bei Fuchs-Endotheldystrophie

Tagesschwankungen des Hornhautödems bei Fuchs-Endotheldystrophie

Das Ausmaß von Tagesschwankungen des Hornhautödems bei Fuchs-Dystrophie ist nicht bekannt. In dieser Studie wurden die Hornhautdicke und das posteriore Profil im Laufe des Tages mit der Scheimpflug-Bildgebung gemessen.
Teilnehmer mit klinisch fortgeschrittenen Fuchs-Dystrophie-Augen, die einer DEMEK unterzogen werden sollten, und Teilnehmer mit gesunder Hornhaut wurden am Tag vor der Operation gegen Mittag und am späten Nachmittag untersucht. Nach Patching über Nacht, um den Lidschluss zu standardisieren, wurden die Teilnehmer sofort nach dem Öffnen der Augen im Krankenhaus am Morgen vor der Operation untersucht.
Unmittelbar nach dem Aufwachen betrug die mittlere Hornhautdicke 663 μm (Interquartilbereich (IQR), 625–707) bei Fuchs-Dystrophie (n = 44) und 557 μm (IQR, 527–601) bei 11 Kontrollen. Bei Fuchs-Dystrophie-Augen nahm die Hornhautdicke nach dem Aufwachen ab, wohingegen es bei Kontroll-Patienten keine Zeit abhängigen Veränderungen gab.
Bei 95% der Patienten ist eine Veränderung der Hornhautdicke in den ersten vier Stunden nach dem Aufwachen zwischen -58 μm und -31 μm zu erwarten. Die posteriore Hornhautasphärizität verringerte sich im Durchschnitt um 0,15 (95% Konfidenzintervall [CI], 0,07-0,23) und der hintere Krümmungsradius um 0,20 mm (95% CI, 0,14-0,27), was darauf hinweist, dass die Auflösung des Ödems die zentrale hintere Hornhaut aufsteilt.
Durch die Beeinträchtigung der kornealen Hydrationskontrolle bei klinisch fortgeschrittener Fuchs-Dystrophie sind Messungen der wichtigsten Hornhautparameter unmittelbar nach dem Öffnen der Augen nicht zuverlässig, wobei sich die Werte im Verlauf der ersten Stunden nach dem Aufwachen dann stabilisieren.


Marianne Fritz, Viviane Grewing, Philip Maier, Thabo Lapp, Daniel Böhringer, Thomas Reinhard, Katrin Wacker; Am J Ophth, Nov 2019, 207, p 351-355

Neurostimulation zur Tränenproduktion

Das „trockene Auge“ (DED= dry eye disease) ist eine chronische multifaktorielle Erkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Trotz intensiver Forschung bleibt die Behandlung eine Herausforderung. Bisherige Therapieansätze konzentrierten sich auf Befeuchtung der Augenoberfläche mit künstlichen Tränen, Salben und Punktum Plugs sowie die Hemmung der Entzündungsreaktion mit Wirkstoffen wie Cyclosporin und Lifitegrast.
Der naso-lacrimale Reflex (NLR) wurde erstmals 1927 von Wernøe als Option zur der bilateralen Tränenstimulation durch chemische oder mechanische Reizung der Nasenschleimhaut beschrieben. Dieser Reflex wurde früher zur Diagnose von oto-neurologischen Läsionen verwendet, die die zentralen Teile des Reflexbogens betreffen.
Die Neurostimulation zur Tränenproduktion ist ein sich rasant entwickelndes Gebiet, das die Entwicklung des intranasalen Tränenneurostimulators (ITN) hervorbrachte.
Das ITN wurde im April 2017 für den kommerziellen Einsatz zugelassen. Diese Innovation resultierte aus dem Erfolg von Tierstudien zur Stimulation des Tränennervs und des vorderen Siebbeinnervs. Seitdem zeigen zahlreiche Pilotstudien und multizentrische randomisierte kontrollierte Studien eine erhöhte wässrige Tränenproduktion, verbesserte DED-bezogene Symptome bei gleichzeitiger Gerätesicherheit. Aktuelle Studien berichten auch über die positiven Auswirkungen der intranasalen Stimulation auf die Mucin- und Lipidsekretion.
Weitere Studien sind erforderlich, um die richtige Patientenauswahl und die langfristige Wirksamkeit der Neurostimulation bei einem trockenen Auge zu bestimmen.


Marianne Fritz, Viviane Grewing, Philip Maier, Thabo Lapp, Daniel Böhringer, Thomas Reinhard, Katrin Wacker; Am J Ophth, Nov 2019, 207, p 351-355

Pigmentmakulopathie bei chronischer Exposition von Pentosan-Polysulfat-Natrium (Elmiron)?

Der Artikel von Pearce et al. beschreibt eine mögliche, das Sehvermögen gefährdende Komplikation im Zusammenhang mit der Langzeitanwendung von Pentosan-Polysulfat-Natrium (PPS), einer etablierten Behandlung für interstitielle Blasenentzündung und der einzigen von der FDA zugelassenen oralen Verabreichung, die unter dem Markennamen Elmiron vertrieben wird.
In diesem Bericht wurde bei 6 Patienten ein ähnliches Muster einer einzigartigen Makula-Pathologie identifiziert, und eine Diagrammübersicht ergab eine konsistente Vorgeschichte einer Langzeit-Exposition gegenüber PPS. Die meisten Patienten (4 von 6) gaben Schwierigkeiten beim Lesen als störendstes Symptom an. Bei der Fundus Untersuchung zeigten fast alle Augen eine subtile parazentrale Hyperpigmentierung auf Ebene des retinalen Pigmentepithels (RPE) mit einer umgebenden Anordnung vitelliformer Ablagerungen. Vier Augen von 2 Patienten zeigten eine parazentrale RPE-Atrophie, aber kein Auge zeigte eine chorioidale Neovaskularisation. Die multimodale Netzhautbildgebung zeigte eine Abnormalität des RPE, die im Allgemeinen in einem gut abgegrenzten Bereich im hinteren Pol zu finden war. Keiner der 4 Patienten, bei denen ein molekularer DNA-Test durchgeführt wurde, wies eine pathogene Mutation auf. Zusätzlich zeigten alle 6 Patienten negative Ergebnisse für pathogene Varianten im mitochondrialen Gen MTTL1.
Trotz der Übereinstimmung dieser Berichte bleibt unklar, ob ein Kausalzusammenhang zwischen der Exposition des Medikamentes und der Entwicklung dieser pigmentären Makulopathie besteht. Es bleiben viele Fragen zu Faktoren wie Expositionsdauer, Dosierung und individueller Patientenempfindlichkeit.


Pearce WA, Chen R, Jain N. Pigmentary maculopathy associated with chronic exposure to pentosan polysulfate sodium. Ophthalmology. 2018;125(11):1793–802.

Ethologische Beobachtungen zum Sozialverhalten im Operationssaal

Hierarchie und Geschlechtszusammensetzung beeinflussen das Gleichgewicht von Kooperation und Konflikt in chirurgischen Teams. Evolutionsbedingt würde man mehr Rivalitäten innerhalb eines Geschlechts als zwischen den Geschlechtern erwarten, zumal der OP ein Ort ist, an dem ein großes Spektrum sozialer Interaktionen stattfindet und nicht nur technische Kommunikation.
In dieser Untersuchung wurde das Verhalten mit Methoden quantifiziert, die traditionell zur Untersuchung nicht-menschlicher Primatengruppen verwendet wurden. Um die gesamte Bandbreite des Verhaltens zu dokumentieren, verwendete die vorliegende Studie ethologische Beobachtungstechniken, wobei das gesamte soziale Verhalten des Teams live aufgezeichnet wurde . Unter Verwendung eines Ethogramms wurden 6.348 spontane soziale Interaktionen und nichttechnische Kommunikationen während 200 chirurgischer Eingriffe zeitlich zugeordnet versehen. Kooperationssequenzen (59,0%) waren häufiger als Konfliktsequenzen (2,8%), die von konstruktiven Meinungsverschiedenheiten bis hin zu Streit und Unaufmerksamkeit reichten, die die Patientensicherheit gefährden könnten.

Das Verhalten variierte je nach klinischer Rolle und Geschlechterzusammensetzung im OP. Konflikte wurden meist in der Hierarchie von oben nach unten zwischen Individuen weiter auseinander liegender Ränge ausgelöst.

Die Wahrscheinlichkeit einer Kooperation wurde mit zunehmendem Anteil von Männern im Raum verringert, wobei sie tendenziell mit steigendem Frauenanteil im OP zunahm. Der stärkste Effekt betraf jedoch die Interaktion zwischen beiden Geschlechtern. Wenn sich das Geschlecht des behandelnden Chirurgen von dem der meisten anderen Mitarbeiter im OP unterschied, klappte die Zusammenarbeit wesentlich besser.


Jones LK, Jennings BM, Higgins MK, de Waal FBM; Proc Natl Acad Sci U S A.; 2018 Jul 17;115(29):7575-7580.

Welcher Quadrant ist für die intravitreale Injektion weniger schmerzhaft?

Eine prospektive Studie:
Ziel dieser prospektiven, randomisierten, vierarmigen klinischen Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Injektionsstelle und des Schmerzempfindens nach intravitrealer Injektion von Bevacizumab (IVB) zu untersuchen.
Die vorliegende Studie umfasste 1004 Augen von 1004 Patienten. Patienten, die IVB erhielten, wurden in vier Gruppen randomisiert: superotemporale (ST); superonasale (SN); inferotemporale (IT); und inferonasale (IN) Injektionsstelle. Zur Beurteilung des Schmerzempfindens wurde die visuelle Analogskala (VAS) verwendet.
Die Ergebnisse zeigen, dass der ST-Quadrant am schmerzhaftesten und der SN-Quadrant während der IVB-Injektion mit dem geringsten Schmerz verbunden war.


Karimi, S., Mosavi, S.A., Jadidi, K. et al. Which quadrant is less painful for intravitreal injection? A prospective study. Eye 33, 304–312 (2019)

Erhöht die Nd: YAG-Kapsulotomie das Risiko einer Netzhautablösung?

Die hintere Kapseltrübung ist die häufigste Komplikation nach einer Kataraktoperation.
Bei 25% der Patienten wird sie 2 Jahre nach einer Kataraktoperation und bei bis zu 50% der Augen innerhalb von 5 Jahren beobachtet. Beim Clear-Lens-exchange bei hoher Myopie sind die Nachstar-Raten mit 77,89%, die eine Nd: Yag -Kapsulotomie in einem 7-Jahres-Follow-up benötigen, sogar noch höher.
Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass eine Neodym: YAG-Kapsulotomie (Nd: YAG) mit einem erhöhten Risiko einer Netzhautablösung (RD) einhergeht.
Das Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen Nd: YAG-Kapsulotomie und Risiko für die Entwicklung einer Netzhautablösung zu bewerten. Eine PubMed- und Medline-Suche wurde unter Verwendung der Begriffe „Netzhautablösung“ und „Nd: YAG-Laserkapsulotomie“ durchgeführt.
Die aktuelle Analyse lieferte keine überzeugenden Beweise für den Zusammenhang zwischen Nd: YAG-Kapsulotomie und einem erhöhten Risiko für eine Netzhautablösung.
Die Autoren versuchten auch mögliche Risikofaktoren einer Netzhautablösung nach Nd: YAG-Kapsulotomie zu ermitteln, stellten jedoch stellten keine Assoziation mit vorherigen operativen Eingriffen, einer bestehenden Ablösung des hinteren Glaskörpers oder dem Linsendesign fest.
Kurzsichtige Patienten sollten mit Vorsicht behandelt werden, da in dieser Gruppe ein erhöhtes Risiko einer Netzhautablösung nicht sicher ausgeschlossen werden kann. Die Behandlungsenergie sollte so niedrig wie möglich sein, da ein hohes Energieniveau und eine Schädigung des vorderen Glaskörpers die Wahrscheinlichkeit einer Ablatio retinae erhöhen kann. Die Kataraktoperation selbst ist ein potenzieller Risikofaktor, insbesondere nach intraoperativen Kapselkomplikationen.


Grzybowski A, Kanclerz P, Asia Pac J Ophthalmol (Phila). 2018 Sep-Oct;7(5):339-344.

Diagnostische Kriterien zum Erkennen glaukomatöser Veränderungen der retinalen Nervenfaserdicke und der neuroretinalen Randbreite

Die klinische Diagnose eines Glaukoms wird durch die Bestimmung einer ausgedünnten retinalen Nervenfaserschicht (RNFLT) und des reduzierten neuroretinalen Randsaumes (BMO-MRW) bestimmt. Bei der Bestimmung dieser Parameter wird in den letzten Jahren zunehmend das OCT eingesetzt, wobei es nicht klar definiert ist, ob dabei das Heranziehen dieser Ergebnisse der RNFLT und des BMO-MRW die diagnostische Sensitivität und Spezifität erhöht.

Die vorliegende Studie untersuchte die Spezifität und Sensitivität verschiedener diagnostischer Kriterien, basierend auf OCT basierten Veröffentlichungen zur Klassifikation der Glaukomeinschätzung.

340 Augen von 137 Patienten mit gesichertem Glaukom und von 87 gesunden Individuen (bei einer Achsenlänge <= 26 mm) wurden mit einem Spectralis OCT der Firma Heidelberg Engineering untersucht.

Sechs Kriterien wurden diesbezüglich analysiert. Dabei zeigte die superotemporale und/oder inferotemporale RNFLT/MRW-Messung unterhalb der 5. Perzentile die höchste Sensitivität und Spezifität zur Glaukomerkennung. RNFLT Messungen erreichten eine höhere Sensitivität als MRW bei gleicher Spezifität an nicht myopen Augen.


Diagnostic criteria for detection of retinal nerve fibre layer thickness and neuroretinal rim width abnormalities in glaucoma, Zeng,F, Yu,M, Leung CK, BR J Ophthalmology 2019 May 30. pii: bjophthalmol-2018-313581. doi: 10.1136/bjophthalmol-2018-313581. [Epub ahead of print]

Wissenschaftliche Arbeit nicht selbst geschrieben? In Zukunft keine Chance mehr dazu!

Durch die Kombination von Big Data und künstlicher Intelligenz können Forscher feststellen, ob eine wissenschaftliche Arbeit von Studenten selbst geschrieben wurde oder ob es ein Ghostwriter verfasst hat – mit einer Genauigkeit von fast 90 Prozent.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Schummeln bei schriftlichen, wissenschaftlichen Arbeiten weit verbreitet ist und auch schon bei Schülern der Oberstufe immer häufiger vorkommt. An der Fakultät für Informatik der Universität Kopenhagen gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen, dies mittels künstlicher Intelligenz festzustellen. Anhand von 130.000 schriftlichen Analysen dänischer Arbeiten können Wissenschaftler nun mit einer Genauigkeit von fast 90 Prozent feststellen, ob ein Schüler oder Student den Text selbst geschrieben hat oder dieser von einem Ghostwriter verfasst wurde.

Das Programm Ghostwriter basiert auf maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken – Bereiche der künstlichen Intelligenz, die sich besonders zum Erkennen von Mustern in Bildern und Texten eignen.

MaCom, das Unternehmen, das bereits Lectio für dänische Gymnasien anbietet, hat Ghostwriter-Projektforschern am Department of Computer Science einen Datensatz mit 130.000 schriftlichen Aufgaben von 10.000 verschiedenen Gymnasiasten zur Verfügung gestellt. Derzeit ist es noch ein Forschungsprojekt.


https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-05/uoc-ttc052919.php#.XO7ks0t70Q8.wordpress

Die alternde Retina im Kontext zerebraler neurodegenerativer Erkrankungen

Neurodegenerative (ND) Erkrankungen bilden eine heterogene Gruppe von Veränderungen des Nervensystems unterschiedlicher Ätiologie, Lokalisation und Verlauf. Am bekanntesten ist der Morbus Alzheimer und weitere Demenzen, weil deren Prävalenz in der alternden Bevölkerung hoch ist, sie aber nicht kausal therapierbar sind.

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) und das Glaukom sind die häufigsten retinalen ND mit ebenfalls steigender Prävalenz. Sowohl im Gehirn als auch in der Retina gehen Neuronen irreversibel zugrunde und es treten gliale, mikrogliale, extrazelluläre und vaskuläre Reaktionen hinzu, die entweder als Atrophien mit Plaquebildungen (AD) oder als Drusen mit späterer ödematöser Transformation mit Makulaneoangiogenese (AMD) oder als Optikusdegeneration (OD) imponieren. Auf zellulärer Ebene ist die strukturelle und funktionelle Irreversibilität allen gemeinsam, wobei die Therapie auf palliativ Maßnahmen zur Erhaltung vorhandener Restfunktion reduziert. Gezielte präventive Behandlungen gibt es keine. Auf molekularer Ebene sind gemeinsame Marker analysiert worden, um das Verständnis dieser Degenerationen zu vertiefen und gezieltere Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Innerhalb des physiologischen Alterungsprozesses sind Gemeinsamkeiten zwischen Retina und Kortex durchaus vorhanden. Auch pathologische Zusammenhänge und Phänotypen bestimmter altersbedingter Veränderungen zeigen unverkennbare Übereinstimmungen. Es bleibt jedoch zu erforschen, inwieweit zuverlässige retinale Biomarker zukünftig zur Beurteilung physiologischer Alterungsprozesse in Abgrenzung zu pathophysiologischen Vorgängen herangezogen werden können.


Die alternde Retina im Kontext zerebraler neurodegenerativer Erkrankungen, Michael R. R. BöhmSolon Thanos, Klin Monatsbl Augenheilkd 2019; 236(05): 682-690

Bakterielle und mykotische Keratitis. Retrospektive Analyse an einer Schweizer Universitätsklinik

In diese retrospektive Studie wurden 417 Patienten mit der klinischen Diagnose einer bakteriellen oder mykotischen Keratitis in den Jahren 2006/07 und 2015/16 eingeschlossen. In einer weiteren Auswertung wurden alle Fälle bei Pilzkeratitis zwischen 2006 und 2016 ausgewertet. Diese Studie wertet das Spektrum bakterieller und mykotischer Erreger von Keratitiden aus. Dabei werden zwei Teilabschnitte in einer Dekade getrennt beobachtet (2006/07 und 2015/16). Das Keimspektrum in diesen beiden Zeitabschnitten differiert nicht substantiell.

Die am häufigsten isolierten bakteriellen Organismen waren Staphylococci und Pseudomonas spp., wohingegen eine Pilzkeratitis hauptsächlich auf Candida spp. oder Fusarium spp. zurückzuführen war. Bei mit Fusarium spp. betroffenen Patienten handelte es sich ausschließlich um Kontaktlinsenträger.

Bei einem Großteil der Patienten wirkten die üblichen First-line Schemata mit verstärkter antibiotischer Lokaltherapie mit Aminoglykosiden und Cephalosporinen oder die Monotherapie mit Fluoroquinolonen.

Auch wenn fungale Keratitiden eher selten sind, sollten diese als mögliche Ursache immer in Hinterkopf behalten werden, insbesondere bei Patienten bei Langzeit-Steroidtherapie oder bei Kontaktlinsenträgern.


Bacterial and Fungal Keratitis: A Retrospective Analysis at a University Hospital in Switzerland, Bograd A, Seiler T, Droz S, Zimmerli S, Früh B, Tappeiner C., Klin Monbl Augenheilkd. 2019 Apr;236(4):358-365.

Bei erhöhtem HbA1c die Katarakt-Operation verschieben?

Die Autoren werteten in dieser retrospektiven Studie die korrigierte Sehschärfe nach Kataraktoperation bei 65.370 Patienten, von denen 34 % an Diabetes mellitus litten. Weiterhin wurde die Dauer des Diabetes, der Grad der diabetischen Retinopathie (DR) oder der präoperative HbA1c-Wert berücksichtigt. Patienten, bei denen ein Kombinationsverfahren durchgeführt wurde oder bei denen ein diabetisches Makulaödem vorlag, wurden von der Studie ausgeschlossen.

In der Diabetikergruppe hatten 28 % keine Retinopathie, 5 % eine nicht proliferative DR und 1 % eine proliferative DR. Die Auswertung ergab eine durchschnittliche Verbesserung der best-korrigierten Sehschärfe um 4 Zeilen in jeder Patientengruppe – unabhängig von der Dauer des Diabetes, dem Grad der DR oder dem präoperativen HbA1c-Wert. Die Wahrscheinlichkeit, eine postoperative best-korrigierte Sehschärfe von 20/25 oder schlechter zu erreichen, war unabhängig davon, ob orale Diabetesmedikamente ohne Insulin gegeben wurden oder ein HbA1c-Wert von 9,0 % oder höher vorlag. Patienten mit Diabetes, aber ohne Retinopathie hatten die gleiche Chance, eine best-korrigierte Sehschärfe von 20/20 zu erreichen wie Patienten ohne Diabetes. Patienten mit Retinopathie hatten jedoch eine geringere Wahrscheinlichkeit eine postoperative best-korrigierte Sehschärfe von 20/20 zu erreichen- je ausgeprägter die DR desto schlechter die Ergebnisse. Die Bedeutung des HbA1c und der diabetischen Retinopathie bezüglich des best-möglichen Zeitpunkt zur Durchführung einer Katarakt-Operation wird unterschiedlich bewertet. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie müssen Chirurgen eine anstehende Kataraktoperation nicht verschieben, wenn der HbA1c-Wert erhöht ist, insbesondere bei Patienten ohne DR.


Visual outcomes after cataract surgery in patients with type 2 diabetes, Liu L, Herrington LJ, Alexeeff S, Karter AJ, Amsden LB, Carolan J, Shorstein NH,  J Cataract Refract Surg. 2019 Apr;45(4):404-413.

Genänderung an „CRISPR-Babys“ könnte deren Lebenserwartung verkürzt haben

Der Wissenschaftler He Jiankui, der das Genom von Zwillingsmädchen verändert hat, um sie gegen HIV resistent zu machen, hat möglicherweise damit ihre Lebenserwartung verkürzt. Laut einer am 3. Januar veröffentlichten Studie sterben Menschen mit zwei veränderten Kopien des CCR5-Gens – der Version, die vor einer HIV-Infektion schützt – 21 % häufiger vor dem 76. Lebensjahr als Menschen mit mindestens einer funktionierenden Kopie des Gens. Der Grund dafür ist unbekannt.

Die Analyse basiert auf genetischen und gesundheitlichen Daten von fast 410.000 Personen, die am britischen Biobank-Forschungsprojekt beteiligt sind. Zudem stellen viele Wissenschaftler He Jiankuis Wahl des Gens in Frage. „Das neueste Ergebnis lässt Zweifel an der Klugheit der Entscheidung aufkommen, das Gen zu deaktivieren, um die Kinder vor HIV zu schützen“, sagt Philip Murphy, ein Molekular-Immunologe am US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda, Maryland. „Wären die Zwillinge in der Gefahr, vor ihrem 3. Geburtstag zu versterben und eine Gen Manipulation hätte das verhindern können, könnte man von einem lohnenswerten Risiko ausgehen. Die derzeitigen Möglichkeiten HIV zu behandeln, ermöglichen es jedoch vielen Menschen mit dem Virus bis ins hohe Alter zu leben.“Alcino Silva, Neurowissenschaftler an der University of California in Los Angeles. „Zu diesem Zeitpunkt ist es einfach tollkühn, Gene beim Menschen zu mutieren“, sagt er. „Egal, wie gut es gemeint sein mag, diese genetischen Manipulationen als Option zu bedenken. Wir wissen einfach nicht genug, um dies zu diesem Zeitpunkt zu tun.“ Er meint weiterhin, dass das Deaktivieren des Gens dem Entfernen der Bremsen an einem Auto gleicht. „Das Auto fährt vielleicht viel schneller“, sagt er, „aber das Risiko eines Schadens ist umso höher.“


Nature 570, 16-17 (2019), doi: 10.1038 / d41586-019-01739-w

Myopie und Fortschreiten der diabetischen Retinopathie – gibt es einen Zusammenhang?

Ziel dieser populationsbasierten Kohortenstudie war es, eine mögliche Assoziation eines Refraktionsfehlers (RE) und damit verbundenen Determinanten wie axiale Länge, Vorderkammertiefe und Hornhautverkrümmung mit der Inzidenz und dem Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie (DR) zu vergleichen. Insgesamt wurde in die Auswertung 1562 Augen von 840 Personen mit Diabetes anhand von Netzhautfotos aus den Singapore Malay and Indian Eye Studies zu Studienbeginn (2004-2009) und von Nachuntersuchungen (2011-2015) einbezogen. Bei 164 von 1273 Augen (12,9 %) entwickelte sich eine DR auf, bei 17 von 1542 Augen (1,1 %) trat eine Visus-bedrohende DR auf und bei 75 von 269 Augen (27,9 %) kam es zu einer Progression der Retinopathie. Dabei war eine höhere axiale Länge mit einem geringeren DR-Risiko verbunden. Es wurden keine weiteren Assoziationen gefunden. Bisher wurden mehrere Theorien aufgestellt, die diese mögliche Schutzwirkung untermauern sollen: z. B., dass eine Verlängerung des Augapfels zu einer Dehnung und Ausdünnung der Netzhautblutgefäße führt, was zu einer verminderten Durchblutung führt. Die Autoren dieser Studie gehen jedoch davon aus, dass eine Achsenverlängerung zu einer retinalen Neurodysfunktion führt, insbesondere in der äußeren Netzhaut. Dies wiederum geht mit einem verringerten Stoffwechselbedarf einher und führt somit zu einer Reduktion der hypoxischen Belastung.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine größere axiale Länge mit einem geringeren Risiko für eine Entwicklung einer diabetischen Retinopathie verbunden ist, unabhängig von der Refraktion oder anderer biometrischer Parameter.


Ryan EK. Man, Alfred TL. Gan, Preeti Gupta, Eva K. Fenwick, Charumathi Sabanayagam, Nicholas YQ. Tan, Paul Mitchell, Ching-Yu Cheng, Ecosse L. Lamoureux, Is Myopia associated with the Incidence and Progression of Diabetic Retinopathy?, AJO (2019), doi.org/10.1016/j.ajo.2019.05.012

Faktoren im frühen Lebensalter zur Entwicklung einer Myopie nach der British Twins Early Development Study

Die Twins Early Development Study (TEDS) ist eine longitudinale Studie einer Zwillingskohorte, die mit multivarianten und molekulargenetischen Methoden untersucht wurde, mit besonderem Fokus auf Neuroentwicklung, Kognition und Bildung. Die untersuchten Zwillinge wurden zwischen 1994 und 1996 geboren.Optiker lieferten aus den Daten ihrer Augentests Informationen über die Myopie und die Forscher analysierten demographische, soziale, wirtschaftliche, pädagogische und verhaltensbedingte Faktoren der Zwillingspaare, als diese Kinder 2, 3, 4, 7, 8, 10, 12, 14 und 16 Jahre alt waren, um entscheidende Stadien der Kinder- und Augenentwicklung zu dokumentieren.Eltern und Lehrer füllten umfassende Fragebögen aus und die Zwillinge führten webbasierte Beurteilungen durch, um ein breites Spektrum an Hintergrundinformationen und potenziell relevanter Informationen zu Faktoren zu erhalten, die die frühkindliche Entwicklung beeinflusst haben könnten.Das Durchschnittsalter der ersten Brillenversorgung bei Myopie betrug 11 Jahre. Ungefähr jeder 20. (5,4 %) wies eine Amblyopie auf und fast 4,5 % litten an Strabismus. Insgesamt war jeder vierte (26 %) der Zwillinge kurzsichtig.

Die Künstliche Befruchtung schien einen Schutz gegen Myopie zu bieten und war mit einem um 25–30 Prozent geringeren Risiko verbunden. Die Forscher spekulieren, dass Kinder, die als Ergebnis einer Künstliche Befruchtung geboren wurden, oft kleiner und etwas verfrüht geboren werden und möglicherweise eine gewisse Entwicklungsverzögerung aufweisen, was möglicherweise zu einer kürzeren Augenlänge und somit einer geringeren Myopie führt. Die Autoren versuchten die Frage zu klären, welche frühkindlichen Lebensfaktoren heutzutage zur Kurzsichtigkeit beitragen könnten. Sie konnten Erziehung durch die Mutter, frühe Einschulung und stundenlanges Spielen von Computerspielen als entscheidende Prädiktoren für die Myopie Heranwachsender evaluieren.


Williams KM, Early life factors for myopia in the British Twins Early Development Study
Br J Ophthalmol 2018 Nov 6, doi: 10.1136/bjophthalmol-2018-312439. [Epub ahead of print]

Lasertrabekuloplastik als First-line-Therapie?

Das primäre Offenwinkelglaukom und die okuläre Hypertonie werden üblicherweise mit drucksenkenden Augentropfen behandelt. Die selektive Lasertrabekuloplastik ist eine sichere Alternative, wird jedoch selten als First-Line-Behandlung eingesetzt.

Fragestellung der britischen LiGHT-Studie war, ob die selektive Lasertrabekuloplastik als Ersttherapie bei Patienten durchgeführt werden kann. In der aktuell größten randomisierten Studie zu dieser Fragestellung wurden an 6 britischen Kliniken 718 erwachsene Patienten in eine Gruppe mit selektiver Lasertrabekuloplastik randomisiert (n = 356) und in eine zweite mit medikamentöser Behandlung (n = 362) eingeteilt. Die Teilnehmer hatten einen Visus von mindestens 6/36 in den zu behandelnden Augen und keine vorherigen intraokulare Operationen. Primärer Endpunkt der Studie war die Lebensqualität der Patienten nach 3 Jahren in den beiden Therapiegruppen. Sie steht im frühen Stadium der Erkrankung im Vordergrund. Die allgemeine Lebensqualität wurde mit dem Fragebogen EQ-5D ermittelt. Nach 36 Monaten gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (EQ5D-Score: 0,89 bei Lasertherapie vs. 0,90 bei medikamentöser Behandlung). Auch bei den glaukomspezifischen Lebensqualitätsparametern, ermittelt über den Glaukom Utility Index, die Glaucoma Symptom Scale und den Fragebogen Glaucoma Quality of Life 15, gab es in 36 Monaten keine signifikanten Differenzen. Die frühzeitige Lasertherapie erwies sich als äußerst effektiv. Insgesamt 74,2 % der Patienten benötigten 36 Monate nach der Lasertherapie keine Augentropfen mehr. Bei 93,0 % der gelaserten Augen wurde nach den regelmäßigen Kontrollen bis zu 3 Jahren ein normaler Augeninnendruck gemessen gegenüber 91,3 % der primär medikamentös behandelten Augen. Die hohe Erfolgsrate wirkte sich im britischen Gesundheitssystem günstig auf die Kosten aus: Die Wahrscheinlichkeit, mit der Laserbehandlung als First-line-Therapie Kosten einzusparen, betrug 97 %.


Gazzard G, Konstantakopoulou E, Garway-Heath D, et al.: Selective laser trabeculoplasty versus eye drops for first-line treatment of ocular hypertension and glaucoma (LiGHT): a multicentre randomised controlled trial. Lancet 2019; http://dx.doi.org/10.1016/S0140–6736(18)32213-X.

Demodex-Milbenbefall und seine Assoziationen mit Tränenfilm- und Augenoberflächenparametern bei Patienten mit Augenbeschwerden

Die Anwesenheit von Demodex-Milben im Lidbereich kann mit Blepharitis einhergehen. Ihr pathogenetisches Potenzial bei der Meibom-Drüsen-Dysfunktion ist Gegenstand einer vividen Diskussion. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Demodex-Milben in Wimpern österreichischer Patienten mit Augenbeschwerden zu ermitteln und die damit verbundenen Veränderungen der Lidränder und der Meibom-Drüsen einordnen zu können.

In dieser Fall-Kontroll-Studie wurden 229 Patienten mit Augenbeschwerden in einer österreichischen Klinik für trockenes Auge auf das Vorhandensein von Demodex-Milben in den Wimpern untersucht. Bewertet wurden im Folgenden die Assoziationen eines Milbenbefalls mit individuellen Parametern für trockenes Auge und Lid.

Bei 40,2 % der Patienten mit Augenbeschwerden wurden Demodex-Milben identifiziert (mittlere Milbenzahl 3,3 ± 2,9 pro Patient).

Somit ist die Prävalenz von Demodex-Milben bei Patienten mit Augenbeschwerden unerwartet hoch. Die mittlere Milbenanzahl pro Patient in dieser österreichischen Bevölkerung mit trockenen Augen ist im Vergleich zu zuvor veröffentlichten Daten aus asiatischen Regionen niedriger. Der Befall der Augenlider mit Demodex-Arten ist mit Veränderungen des vorderen und hinteren Lidrandes verbunden, was auf eine pathogene Rolle bei Blepharitis und Dysfunktion der Meibom-Drüsen hindeutet.


Rabensteiner, DF, Demodex mite infestation and its associations with tear film and ocularsurface parameters in patients with ocular discomfort, AM J Ophthalmol. 2019 Mar 15. doi: 10.1016/j.ajo.2019.03.007. [Epub ahead of print]
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Povidon-Iod / Dexamethason -Suspension für akute virale Konjunktivitis

In dieser randomisierten, doppelmaskierten, durch ein „Vehikel“ *(siehe unten) kontrollierten Studie wurden die Patienten 1 : 1 randomisiert und erhielten entweder 5 % PVP-I 0,6 % / DEX 0,1 % Suspension oder ein Vehikel, das als Einzeltropfen in beide Augen verabreicht wurde. Die Studie ging über 11 bis 14 Tage mit insgesamt vier Visiten.

Insgesamt 132 Patienten wurden randomisiert und behandelt (PVP-I / DEX, n = 66; Vehikel, n = 66).

Die 4 mal tägliche Verabreichung von PVP-I 0,6 % / DEX 0,1 % als ophthalmologische Suspension für 14 Tage wurde im Allgemeinen gut toleriert und wies ein akzeptables Sicherheitsprofil auf, das mit dem bekannten pharmakologischen Profil von PVP-I und DEX übereinstimmte. Insgesamt wurden Trends zur besseren Wirksamkeit bei PVP-I / DEX-Therapie beobachtet, jedoch sind umfangreiche Phase-III-Studien mit mehr Patienten, um die Wirksamkeit dieser Kombination bei adenoviraler Konjunktivitis besser einordnen zu können, notwendig. Diese Studien laufen bereits und sollten bald weitere Informationen liefern.


Jay S Pepose et al., Clinical Ophthalmology 2019:13, 535–544
(*Ein topischer Vergleich in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) sollte korrekt als Vehikel und nicht als Placebo bezeichnet werden, da das Vehikel in einem dermatologischen Arzneimittel die Abgabe und Wirksamkeit des Wirkstoffs verbessert.
Shamsudin N et al, J Drugs Dermatol.2010 Oct;9(10):1221-6. Vehicle or placebo? Investigators use incorrect terminology in randomized controlled trials half of the time: a systematic review of randomized controlled trials published in three major dermatology journals.)

Masern, Mumps, Rötelnimpfung und Autismus: Eine landesweite Kohortenstudie in Dänemark

Hintergrund dieser Studie war die hypothetische Verbindung zwischen dem Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und dem Auftreten von Autismus, welche die Impfbereitschaft in der Bevölkerung reduziert.

Zielsetzung der Studie war es zu beurteilen, ob das Risiko für Kinder, Autismus nach der MMR-Impfung zu entwickeln, erhöht ist.

In dieser bundesweiten Kohortenstudie in Dänemark wurden 657 461 Kinder, die zwischen 1999 und dem 31. Dezember 2010 in Dänemark geboren wurden, mit Follow-up von einem Jahr bis zum 31. August 2013, eingeschlossen.

Während der Nachbeobachtungszeit von 5 025 754 Personenjahren wurde bei 6517 Kindern Autismus diagnostiziert (Inzidenzrate 129,7 pro 100 000 Personenjahre). Der Vergleich von mit MMR geimpften Kindern, die nicht mit MMR geimpft wurden, ergab eine Autismusgefährdungsquote von 0,93 (95-%-KI, 0,85 bis 1,02). Auch wurde kein erhöhtes Risiko für Autismus nach einer MMR-Impfung in Untergruppen von Kindern beobachtet, die nach Geschwistergeschichte von Autismus, Autismusrisikofaktoren (basierend auf einem Risikobewertungswert für Krankheiten) oder anderen Impfungen definiert wurden.

Die Studie spricht sich nachdrücklich dafür aus, dass die MMR-Impfung kein erhöhtes Risiko für Autismus darstellt, bei anfälligen Kindern keinen Autismus auslöst und nicht mit einem Clustering von Autismusfällen nach der Impfung zusammenhängt. Dies bestätigen auch Ergebnisse früherer Studien.


Hviid A et al.;Measles, Mumps, Rubella Vaccination and Autism: A Nationwide Cohort Study.
Ann Intern Med. 2019 Mar 5. doi: 10.7326/M18-2101. [Epub ahead of print]

Anti-VEGF-Therapie bei diabetischer Retinopathie: Konsequenzen bei Therapieunterbrechung

Es handelt sich um eine kleine retrospektive Studie einer Gruppe von 12 Patienten, die ausschließlich mit Anti-VEGF bei proliferativer (PDR) oder nicht-proliferative diabetische Retinopathie (NPDR) mit oder ohne diabetisches Makulaödem (DME) zunächst behandelt wurden und dann für eine mittlere Dauer von 12 Monaten keine weitere Therapie erhielten. Ursachen für die Unterbrechung der Behandlung waren u. a. Co-Morbiditäts bedingter Ausfall (31 %), Non-Compliance (31 %) und finanzielle Probleme (15 %). Acht Augen hatten vor der Behandlungsunterbrechung einen Visus von 20/80 oder besser. Komplikationen beim Follow-up waren Glaskörperblutungen (9 Augen), neovaskuläres Glaukom (5 Augen) und Netzhautablösung (4 Augen). Trotz der Behandlung dieser Komplikationen verloren 77 % der Augen ≥ 3 VA-Linien, wobei 46 % der Augen mit einem Visus von Handbewegung oder schlechter rauskamen.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass Ärzte sorgfältig zwischen panretinaler Photokoagulation, Kombinationstherapie oder alleiniger Anti-VEGF als Behandlung individuell für jeden einzelnen Patienten entscheiden müssen.

Diese wenn auch kleine Studie zeigt uns, welche Folgen eine Unterbrechung der anti-VEGF Monotherapie bei behandlungsbedürftigen Diabetikern haben kann – nämlich ein starkes Fortschreiten der Erkrankung mit möglicherweise verheerenden, irreversiblen Folgen für das Augenlicht.


Wubben TJ, Am J Ophthalmol. 2019 Mar 13. doi: 10.1016/j.ajo.2019.03.005. (Epub ahead of print); Anti-VEGF Therapy for Diabetic Retinopathy: Consequences of Inadvertent TreatmentInterruptions.

FDA lässt Rocklatan als Augentropfenkombination für Offenwinkelglaukom und okuläre Hypertension zu

Die Kombination Rocklatan bestehend aus Netarsudil und Latanoprost von Aerie Pharmaceuticals wurde von der FDA zugelassen.

Rocklatan ist ein Kombinationspräparat aus Prostaglandinanalogon Latanoprost (0,005 %) und den Rho-Kinase (ROCK) -Inhibitor Netarsudil (0,02 %), dem Wirkstoff von Rhopressa (Zulassung durch die FDA im Dez 2017), welches einmal täglich verabreicht wird.

Daten aus neuesten klinischen Studien zeigen, dass Rocklatan den Augeninnendruck wirksamer senkt als seine einzelnen Komponenten.

In MERCURY 1 und MERCURY 2, zwei multizentrische Phase-3-Studien von Aerie, wurden Patienten mit Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertonie in 3 Gruppen randomisiert, um Rocklatan, Netarsudil oder Latanoprost zu erhalten. In beiden Studien erreichte Rocklatan seinen primären Endpunkt für die Wirksamkeit von 90 Tagen und zeigte zu jedem Zeitpunkt eine überlegene IOD-Reduktion gegenüber Latanoprost und Netarsudil als Einzelpräpaprat. Mehr als 60 % der Patienten, die Rocklatan erhielten, erzielten eine Verringerung des Augeninnendrucks um 30 % oder mehr, fast doppelt so viel wie durch Latanoprost allein. Verglichen mit dem Latanoprostarm erreichten fast doppelt so viele Patienten im Rocklatan-Arm einen IOP von 16 mmHg oder weniger und fast dreimal so viele erreichten 14 mmHg.

Laut der Pressemitteilung waren die okulären Nebenwirkungen mild und tolerierbar mit minimalen systemischen Nebenwirkungen. Das häufigste okuläre unerwünschte Ereignis, das mit Rocklatan in Verbindung gebracht wurde, war eine konjunktivale Hyperämie. Andere häufige unerwünschte Ereignisse am Auge waren Schmerzen an der Instillationsstelle, Cornea verticillata und konjunktivale Blutungen.

Aerie plant, Rocklatan (früher als Roclatan bekannt) in den Vereinigten Staaten im zweiten Quartal 2019 auf den Markt zu bringen.


Keng Jin Lee, Aerie Pharmaceuticals, et al.: FDA approves Rocklatan for open-angle glaucoma, ocular hypertension. American Academy of Ophthalmology 2019; https://www.aao.org/headline/fda-approves-rocklatan-open-angle-glaucoma-ocular-

Sub-Threshold Nanosecond Laser Intervention in Age-Related Macular Degeneration: The LEAD Randomized Controlled Clinical Trial.

Die Behandlung mit dem Sub-threshold nanosecond laser (SNL) hat in präklinischen und einer Pilotstudie bei der intermediären AMD (iAMD definiert als große Drusen > 125 Nanometer Durchmesser) eine Rückläufigkeit der AMD-Zeichen gezeigt, ohne die darüber liegende Netzhaut zu schädigen. Somit kommt sie als mögliche, wirkungsvolle Therapie infrage.

Die „Laser intervention in Early stages of Age-related Macular Degeneration (LEAD)“ Studie  ist die weltweit erste, 36-monatige, multizentrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie, die die Sicherheit der SNL-Behandlung bei iAMD und seiner Wirksamkeit zur Verlangsamung der Progression zur späten AMD untersuchen soll.                                              Sie wurde als „Proof-of-Concept-Studie“ konzipiert.

Es wurden 292 Teilnehmer mit iAMD ohne Anzeichen einer Atrophie in der optischen Kohärenztomographie randomisiert. In 6-monatigen Abständen wurde eine SNL- oder Scheinbehandlung des Studienauges durchgeführt.

Insgesamt wurde die Progression zur späten AMD mit SNL im Vergleich zur Scheinbehandlung nicht signifikant verlangsamt.

Eine Post-hoc-Analyse zeigte jedoch, dass eine Progression für die 222 Teilnehmer ohne koexistente retikuläre Pseudodrusen (RPD sind morphologisch definiert als subretinale drusenoide Ablagerungen) verlangsamt wurde, während eine erhöhte Progressionsrate für die 70 Teilnehmer mit RPD mit SNL-Behandlung beobachtet wurde.

Entsprechend könnte die SNL-Behandlung bei Patienten ohne koexistente RPD eine Verlangsamung der Progression erwirken, hingegen bei RPD-Patienten ungeeignet oder gar schädlich sein, was bei der Therapie klinischer Phänotypen mit RPD äußerste Vorsicht gebietet.


Präsentiert auf der Euretina Wien 2018, Guymer,RH et al, for the LEAD Study Group,Sub-Threshold Nanosecond Laser Intervention in Age-Related Macular Degeneration: The LEAD Randomized Controlled Randomized Trial, Ophthalmology (2018), doi: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2018.09.015.

Brennen kalte Tetracain-Augentropfen weniger als zimmerwarme?

Tetracain ist einer der am häufigsten benutzten Lokalanästhetika in der Augenheilkunde in Tropfenform. Jedoch verursacht es bei Instillation Augenbrennen.

Diese Studie zielte darauf ab, Auswirkungen der Temperatur bei Verabreichung der Augentropfen bezüglich des Patientenkomforts zu untersuchen.

Die Autoren führten eine prospektive, doppelt-verblindete, randomisierte, kontrollierte Studie mit 424 Patienten durch (Patienten mit anamnestisch bekannter Keratopathie oder Neuropathie wurden ausgeschlossen). Die randomisierten Gruppen erhielten entweder kaltes Tetracain (4 °C) in einem Auge und Raumtemperatur Tetracain (22,5 °C) im anderen Auge.

Die Patienten berichteten über ein geringeres Brennen bei kaltem Tetracain. In der Subgruppenanalyse ergab die Befragung junger Patienten (≤ 40 Jahre), weiblicher Probanden, solcher, die zum ersten Mal Tetracain erhielten, und derjenigen, die zuvor keine Augenoperation hatten, einen noch größeren Vorteil bei der Verabreichung von kaltem Tetracain.


Wiwan Sansanayudh et al, The effect of cold tetracaine on the severity of burning sensation upon instillation, Clinical Ophthalmology 2018:12 2377–2382

Cornea Preservation Time Study – welche Faktoren spielen bei der Transplantatabstoßung eine Rolle?

Die Cornea Preservation Time Study ist eine große, prospektive, randomisierte, doppelmaskierte klinische Studie, die die Beziehung zwischen Spender-Konservierungszeit (PT), Transplantaterfolg und Endothelzellen-Verlust untersucht hat. Insgesamt wurden 1330 Augen von 1090 Probanden, die sich der „Descemet stripping automated endothelial keratoplasty(DSAEK)“ unterzogen haben, in 2 Gruppen mit einer Konservierungszeit (PT) der Spenderhornhaut von entweder 0-7 Tagen oder 8-14 Tagen randomisiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug 3 Jahre. Während jüngeres Empfängeralter als einziger Faktor mit einem höheren Risiko einer Transplantatabstoßung assoziiert war, konnte dies bei PT, Spender-Empfänger-Sex-Mismatch, Empfängerdiagnose, ethnischer Herkunft des Empfängers, Transplantatgröße, Diskontinuisierung topischer Kortikosteroide und Immunmodulatoren, vorheriger Impfungen innerhalb von 3 Monaten und vorheriger Glaukomoperationen nicht nachgewiesen werden. Zwölf von 44 Augen (27 %) mit definitiver Transplantatabstoßung gingen ins Transplantatversagen über, was 15 % der 79 Versager in der Studie ausmachte.

Die kumulative Wahrscheinlichkeit einer definitiven Transplantatabstoßung betrug 3,6 % nach DSAEK, die bei jüngerem Alter wahrscheinlicher scheint bei einer Studienkohorte, deren Altersdurchschnitt bei über 50 Jahren lag.


Stulting RDet al, Factors Associated With Graft Rejection in the Cornea Preservation Time Study, Am J Ophthalmol. 2018 Dec;196:197-207