Zusammenfassung: DOC Nürnberg 11. – 13 Mai 2017

Was 1987 als Idee für ein neues Format aus einem Abendessen zwischen Prof. Neuhann und Dr. Scharrer entstand, in München mit einigen wenigen Dutzend innovationsfreudigen und interessierten Ophthalmochirurgen initiiert wurde, hat sich mittlerweile zu einem der national und auch international renommiertesten Kongresse für die Ophthalmochirurgie entwickelt.

In den letzten 30 Jahren hat sich die operative Augenheilkunde in einem Beschleunigungstunnel gestürzt, diversifiziert, viele neue Verfahren wurden etabliert und andere wieder verworfen, wobei dieses Forum als Präsentationsfläche und Diskussionsplattform zur Orientierung als wichtiger Standpfeiler der internationalen operativen Augenheilkunde gewachsen ist.

Mittlerweile nehmen rund 6000 Teilnehmer an dem dreitätigen Kongress teil. Weit über 100 Aussteller präsentieren sich als Dienstleister mit mehr oder weniger großen Ständen. International renommierte Experten stellten Innovationen und Erfahrungen vor, teilten und diskutierten dies mit dem interessierten Publikum, etablierten neue und bestätigten bestehende Goldstandards der Augenchirurgie. Ausgebuchte Wet-Labs und Kurse, für operativ und auch konservativ tätige Kollegen und Kolleginnen, wie auch Managementkurse bestätigen, dass eine umfassende praxisnahe Fort- und Weiterbildung gewünscht und angenommen wird.

Ein weiterer Höhepunkt war das Minisymposium „Ophthalmologie 2025 – Trends und Innovationen“. Hier entwarfen Insider und erfahrene Fachleuchte Szenarien der denkbaren Augenheilkunde von morgen und der Zukunft der Arbeit.

Weitere Highlights waren das Consilium Diagnosticum und Therapeuticum, sowie die Video Live surgery (auch in 3D). In der Hauptsitzung am Freitagvormittag fanden die Ehrenvorlesungen statt, welche von den außerordentlichen Persönlichkeiten: Robert Zaldivar aus Mendoza (Argentinien), Adrian Glasser aus Houston, Texas und Albrecht Henning, Berlin gehalten wurden.

Robert Zaldivar aus Mendoza (Argentinien) – bekannt für herausragende Verdienste in der Entwicklung der IOL- fesselte mit dem Vortrag: „The evolution of posterior chamber phakic IOL“, der einen umfassenden Überblick über die letzten 7 Dekaden der Entwicklung und Diversifizierung der IOL bieten konnte.

Dann eröffnete Adrian Glasser aus Houston, Texas, den Zuhörern in der DOC Ridley Lecture mit dem Titel: „Can Accomodation be restored to the presbyopic eye?“ einen tiefgreifenden und humorvollen Einblick in die Tatsache, dass Helmholtz schon im 19. Jahrhundert verstanden hat, was wir bis heute nicht lösen konnten: Akkommodation ist ein hoch komplexes Geschehen. Der gut vom Kortex der Linse abgeschirmte, chirurgisch nicht antastbare und pharmakologisch noch nicht zugängliche Nucleus altert, wird rigide und lässt unsere Arme länger werden… Es gibt noch keinen adäquaten Ersatz, der jugendliches Sehen wieder möglich macht.

Die Albrecht-von-Graefe Vorlesung wurde von Albrecht Henning gehalten, der anhand seines Lebenswerkes in Nepal, wo er über Jahrzehnte die Kataraktchirurgie von der ICCE bis zur modernen Phakoemulsifikation eingeführt und Schritt für Schritt den Neuerungen angepasst hat, einen eindrücklichen Überblick über die Entwicklung der Kataraktchirurgie gegeben hat. Er und seine Mitarbeiter konnten in Nepal somit sehr vielen Menschen das Augenlicht zurückgeben, die ohne deren Einsatz dort, wohl blind geblieben wären. Den lang anhaltenden Applaus nach dem Vortrag hat er bei aller Bescheidenheit verdient genossen.

Er wurde durch Wahl der DOC Teilnehmer in die Hall of Fame aufgenommen, ebenso wie Prof. Dr. Herbert Kaufmann, der die Strabologie in Europa in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat. Prof. Hendrik P.N. Scholl (Universitätsspital Basel) wurde mit dem DOC-Wissenschaftspreis Retina ausgezeichnet.

Andere, neue Formate wurden auch sehr gut angenommen wie die Masterclass Kurse, bei denen zentrale Themen in der Augenchirurgie von Hochkarätern erörtert wurden.

Nach anglo-amerikanischem Vorbild wurde „Convince the audience“ erstmals „aufgeführt“, wobei sich konkurrierende Verfahren einem Panel von Befürwortern und Gegnern stellen müssen.

Am Schluss stimmten die Zuhörer ab, wer sie überzeugt hat.

Im „Shark Tank“, dem Haifischbecken, wurden kontrovers diskutierte Behandlungskonzepte vorgestellt und von einem Panel kritischer Moderatoren analysiert und kritisiert.

Lerne von den Großen – und sie hören auch dem Publikum zu – eine schöne Interaktion, von der es ruhig mehr geben könnte.

Es waren drei interessante Tage mit neuen und bewährten Formaten. Auf der Industrieausstellung wurden die Gespräche dann intensiviert oder noch einmal neu beleuchtet, während die nicht wenigen Baristas an den Ständen um den Ruf des besten Kaffees auf der Messe konkurrierten.